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Produktbild: Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne | Saša Stanišic
Produktbild: Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne | Saša Stanišic

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne

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Nach »Herkunft« endlich neue Erzählungen des SPIEGEL-Bestsellerautors und Deutschen Buchpreisträgers

Was wäre, wenn man nicht diese eine Entscheidung getroffen hätte, sondern diese ganz andere? Was wäre, hätte man der Erwartung getrotzt? Und: Wäre es nicht schön, könnte man ein Leben probeweise erfahren, bevor man es wirklich lebt?

Manchmal fürchten wir uns, feige gewesen zu sein, zu lange gezögert und etwas verpasst zu haben, das uns ein besseres Ich beschert hätte, ein größeres Glück und die besser aussehenden und lustigeren Haustiere und Partner. Die neuen Erzählungen von Saša Staniši widmen sich diesem permanenten Grübeln an den Kreuzwegen unserer Biografie, an denen man doch auch einmal einen überraschenderen Weg hätte gehen, eine unübliche Wahl hätte treffen oder eine Lüge hätte aussprechen können. So wie die Reinigungskraft, die beschließt, mit einer Bürste aus Ziegenhaar in der Hand, endlich auch das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. So wie der deutsch-bosnische Schriftsteller, der zum ersten Mal nach Helgoland reist, nur um dort festzustellen, dass er schon einmal auf Helgoland gewesen ist. So wie der Vater, der bereit ist zu betrügen, um endlich gegen den achtjährigen Sohn im Memory zu gewinnen . . .

Ungekürzte Lesung mit Saša Staniši
7h 1min

Produktdetails

Erscheinungsdatum
28. Mai 2024
Sprache
deutsch
Auflage
Ungekürzte Lesung
Ausgabe
Ungekürzt
Dateigröße
330,91 MB
Laufzeit
421 Minuten
Autor/Autorin
Saša Stanišic
Sprecher/Sprecherin
Saša Stanišic
Verlag/Hersteller
Produktart
MP3 format
Dateiformat
MP3
Audioinhalt
Hörbuch
GTIN
9783844551471

Portrait

Saša Stanišic

Saša Staniši wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Seine Werke wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und viele Male ausgezeichnet. Saša Staniši lebt und arbeitet in Hamburg. Er ist dort Fußballtrainer einer F-Jugend.

Pressestimmen

»Saša Staniši erzählt darin von Menschen, die im Leben irgendwie klarkommen müssen und wollen. Das Beste ist allerdings, dass der Autor seine Geschichten selbst vorliest. « Bremervörder Zeitung

»Autor Saša Staniši meint den Titel ernst. Er selbst ist sein bester Sprecher, wie man mit diesem herrlichen Hörbuch erfährt. « Münchner Merkur

»Diese Besonderheiten zeichnen das Hörbuch aus: In humorvollen, teilweise skurrilen Geschichten wird über große Themen wie Tod und Liebe, Endlichkeit des Lebens und Einsamkeit gesprochen. « Jürgen Israel, Zeitzeichen

»Der Autor liest selbst und ungekürzt, man muss sich erst etwas anhören, wird dann mit interessanten Geschichten und viel Humor bzw. Sprachwitz belohnt. « Felix Stenert via Buchprofile/medienprofile

Besprechung vom 07.07.2024

Proberaum für das Leben

Sasa Stanisics neues Buch hat einen der wohl längsten Titel der Literaturgeschichte: "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne". Was steht drin?

Von Lennardt Loß

Sasa Stanisic ist in seiner bisherigen Karriere gelungen, was nur wenige andere Autoren schaffen: Alle seine Bücher (mittlerweile sind es zwei Romane, ein Erzählband, ein Memoir, mehrere Bilderbücher und ein Kinderroman) sind mindestens gut, eher herausragend. Die "Neue Zürcher Zeitung" lobte Stanisics Debüt "Wie der Soldat das Grammofon repariert" als "glänzend geschrieben". Die "taz" nannte seinen Roman "Vor dem Fest" "brillant". Für "Herkunft" erhielt Stanisic 2019 den Deutschen Buchpreis, die "Frankfurter Rundschau" pries damals die "Meisterschaft dieses Autors". Und all das trifft jetzt auch auf Stanisics neues Buch zu. Es besteht aus zwölf zusammenhängenden Geschichten und trägt einen der wohl längsten Titel der deutschen Literaturgeschichte: "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne". Doch was genau macht Stanisic zu so einem meisterhaften Autor? Wenn man das Witwen-Buch genau liest, findet man Antworten darauf.

Die erste Geschichte darin heißt "Neue Heimat" und spielt 1994 in Heidelberg. Genauer gesagt: im Stadtteil Emmertsgrund. Eine Hochhaussiedlung mit viel Beton und wenig Grün. Wenn man "Herkunft" gelesen hat, weiß man, dass Sasa Stanisic hier aufgewachsen ist, nachdem er vor dem Krieg aus Jugoslawien geflohen ist. Doch das ist nicht der einzige Moment im Buch, in dem sich Biographisches und Fiktionales vermischen.

Unterhalb der Hochhaussiedlung liegt ein Weinberg. Dort hängen in "Neue Heimat" vier Jugendliche ab. Sie heißen Fatih, Piero, Nico und - Sasa. Alle vier sind "Ausländer in Deutschland", wie es an einer Stelle heißt. Und alle vier werfen vor Langweile Steine in die Luft. Dabei kommt Fatih eine Idee. "Wie super wäre es, wenn es einen Proberaum für das Leben gäbe? Du gehst in den rein und probierst zehn Minuten aus der Zukunft? Falls dir dann gefällt, was du siehst, kannst du es direkt einloggen und dich gleich drauf freuen, weil diese zehn Minuten, die werden hundertpro irgendwann kommen."

Die anderen sind begeistert. Doch sie ahnen auch, dass sie im Proberaum bloß "eine Kackzukunft nach der anderen" sehen würden. "Auf solche wie uns warten doch statistisch eher beschissene Leben als unbeschissene, oder?" Trotzdem spielen die vier die Idee immer wieder durch und scheinen dabei für einen Moment zu vergessen, dass sie nicht die gleichen Privilegien genießen wie die Friedrichs, Maximilians und Emmas in den besseren Stadtteilen von Heidelberg.

Die Idee mit dem Proberaum ist auch das, was alle folgenden Geschichten zusammenhält. Stanisic erzählt von Figuren, die ein anderes, oft erfüllenderes und schöneres Leben aufblitzen sehen. Er gibt ihnen in der Fiktion das zurück, was ihnen in der echten Welt verwehrt bleibt. Und möglicherweise verrät diese Erzählhaltung schon viel über den Erfolg des Autors. Wenn man Stanisic liest, hat man oft das Gefühl, dass die Menschheit doch nicht so verkommen sei, wie sie sich oft verhält. Wenn alle sich anstrengten, etwas netter zu sein, wäre die Welt voll in Ordnung. Literatur gegen die "Beschissenheit" der Dinge.

Besonders stark ist Stanisic aber, wenn er diese Erzählhaltung aufgibt und über das echte, das hässliche Deutschland schreibt. An einer Stelle erzählt die Stanisic-Figur aus der ersten Geschichte, dass sie wegen ihrer dunkleren Haut an keinem Streifenwagen vorbeigehen kann, ohne dass "die Bullen" sie kontrollieren: "Ich mochte nicht, dass wir die Anwesenheit unserer Körper in diesem Land permanent erklären mussten. Ich mochte nicht, dass ich wegen einer Sprache, die ich unvollständig sprach, behandelt wurde, als sei ich unvollständig."

Einige der Geschichten im Buch sind fiktiv. So wie die der titelgebenden Witwe: einer verarmten Rentnerin aus Hamburg, deren Lebensinhalt darin besteht, das Grab ihres Mannes zu pflegen. Doch eines Tages beschließt sie, mit einem anderen Witwer auf dem Friedhof ein Gespräch anzufangen - und für einen Moment taucht ein Leben vor ihr auf, das nicht nur aus Trauer und Grabblumengießen besteht.

Andere Geschichten sind biographisch markiert. In "Der Hochsitz" kehrt die mittlerweile erwachsene Stanisic-Figur aus der ersten Geschichte nach Heidelberg zurück. Dabei erinnert sie sich, wie sie dort im Sommer 1994 zum Schriftsteller geworden ist - und zwar beim Lesen von Heinrich Heine: "Wie Heine hätte auch ich [die Gegenwart] oft am liebsten verlassen. Wäre lieber woanders gewesen. Woanders und vor allem wer anders. Wenn die Albträume der Abschiebung uns heimsuchten."

Wieder andere Geschichten sind ein Kommentar aufs Schreiben selbst. Etwa wenn eine weitere Stanisic-Figur im Buch das älteste Lokal Helgolands besucht, den "Inselkrug", und dabei erkennt, dass sie sich in einem Roman befindet und fortan die Entscheidungen des Autors kommentiert: "Einen besonderen Grund, den Krug aufzusuchen, gibt der Autor mir nicht. Was er mir gibt, ist keine Lust auf Treppensteigen." Das mag wie metafiktionales Imponiergehabe klingen. Und bei den meisten anderen Autoren würde sich so eine Geschichte vermutlich auch hochtrabend und prätentiös lesen. Dass dieser Effekt bei Stanisic aber nicht eintritt, liegt an der Sprache. Stanisics Prosa ist zwar verspielt, aber nie so verspielt, dass man einen Satz zweimal lesen muss, um ihn zu verstehen. Die Form folgt dem Inhalt. Und es liegt an Stanisics Figuren. Die meisten von ihnen leben in Provinzstädten wie Winsen an der Luhe und scheitern - so wie vermutlich 99,9 Prozent der Menschheit - an sich selbst und ihrer eigenen Mittelmäßigkeit. Doch Stanisic stellt dieses Scheitern nicht aus. Er beschreibt es mit liebevoller Ironie.

Etwa wenn Mo (ein Langzeitarbeitsloser, der bei seiner Mutter lebt) in Wehrmachtsuniform zu einer Doppelkopf-Runde erscheint und behauptet: Er sei mit einem Panzer vorgefahren. Mos Freunde könnten aus dem Fenster schauen und die Lüge enttarnen. Aber das tun sie nicht: "Du guckst nicht, ob draußen ein Panzer parkt, wenn dein bester Freund sich sogar nicht zu schade war, einen Hunni oder eventuell mehr auszugeben für eine Wehrmachtsuniform in einem höchstwahrscheinlich bedenklichen Internetshop, nur um die Glaubwürdigkeit seiner Geschichte zu erhöhen."

Und vielleicht ist das der Grund für Stanisics literarische Meisterschaft: Seine Geschichten sind gleichzeitig komplex und zugänglich. Wenn man will, kann man das Witwen-Buch wie ein Literaturwissenschaftler lesen, findet darin zahlreiche Anspielungen, etwa auf Heine. Man kann die Proberaum-Idee als Verbeugung vor der Literatur und ihrer Fähigkeit, Möglichkeitswelten zu erschaffen, verstehen. Oder aber man schaltet beim Lesen den analytischen Modus ab und lässt sich von Stanisics Sprache und seinen Figuren durch die Geschichten treiben. Bis einem das Herz angenehm schwer wird, weil alle gerade so tun, als ob draußen vor dem Fenster ein Panzer parken würde.

Sasa Stanisic, "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne". Luchterhand Verlag, 256 Seiten

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon Nicky_Foxley am 23.04.2025
Ein Buch, das aus scheinbar zusammenhangslosen Kurzgeschichten besteht. Dennoch zieht sich ein roter Faden hindurch ¿ von der (mal mehr, mal weniger wilden) Jugend des Autors, über den im Piraten-Memory verlierenden Vater, bis hin zur Witwe, die endlich bereit ist, etwas Neues zu beginnen.Am Ende scheint alles in einer Geschichte zu enden, die man zu Beginn des Buches schon gelesen hat ¿ aber nur fast. Ein Gesamtbild bleibt zurück, das einen auch nach dem Lesen noch eine Weile begleiten wird.Staniši¿ Schreibstil ist locker, manchmal plauderhaft und doch sehr sympathisch. Er zeichnet Bilder von alltäglichen und gar nicht alltäglichen Situationen, in die man sich gerne hineinfallen lässt."Möchte die Witwe..." war mein erstes Buch von ihm, seitdem habe ich ein weiteres verschlungen und ein Drittes wartet noch auf meinem TBR auf mich.¿¿Achtung vor:¿ Überspitzte Darstellungen, Satire¿¿ Empfohlen für diejenigen, die:¿ Kurzgeschichten lieben¿ sich an Alltagssituationen erfreuen¿ das Wundervolle auch im Kleinen entdecken
LovelyBooks-BewertungVon ElliP am 16.02.2025
Amüsant, unterhaltsam vom Autor gelesen, voller origineller Einfälle, multiperspektiv mit originellem Twist, aber auch etwas seicht.