Jude kommt nach Jahren in die Kleinstadt zurück, in der sie aufgewachsen ist, in die sie eigentlich nie wieder einen Fuß setzen wollte. Was man nicht alles macht, wenn die kleine Schwester heiratet. Dort trifft sie auch sofort auf James, der in dem ruhigen Ort eigentlich nur eines will: Ruhe vor dem Fame seiner bekannten Eltern. Als Jude herausfindet, dass er der Sohn eines sehr bekannten Band-Pärchens ist, wächst der Wunsch, ihn für ihren Musik-Podcast zu gewinnen. Mehr oder weniger durch Zufall bleibt sie länger in Lower Whilby als sie eigentlich wollte und die Chancen auf ein sehr exklusives Interview steigen immer mehr.
Was ich sehr gut fand, war die Tatsache, dass hier die alltäglichen Probleme, die Menschen mit ADHS haben, angesprochen wurden, ohne es allzu offensichtlich zu machen. Ich (die sich leider damit auskennt) wusste schon, dass Jude ADHSlerin sein könnte, bevor es zu dem Gespräch mit ihrer Schwester darüber kam. Auch wenn ich Jude anfangs nicht gerade sympathisch fand, konnte ich sie in so vielen Dingen wirklich fühlen. Die Dynamik und den Wortwitz von ihr, die Schlagfertigkeit und auch ihre traurige Vergangenheit ließen sie mich aber immer besser verstehen und auch mögen.
Ich hatte aber auch mit einigen Stellen Probleme, wodurch ich das Buch leider nicht als Highlight sehen kann und auch keine 5 Sterne vergeben kann, obwohl der Schreibstil, die Figuren und Haupthandlung sehr gut fand. Aber: ich verstehe es einfach nicht, warum bei einem englischsprachigen Setting nur im Deutschen funktionierende Anspielungen und Redewendungen verwendet werden. Das durchbricht für mich leider etwas die Logik und lässt mich immer deutlich merken, dass eine deutschsprachige Autorin nicht die Muttersprache der Figuren, auf der sie sich ja angeblich unterhalten würden, bedenkt. Mich reist so was leider schnell aus einer Geschichte, weil ich dann weiß, es ist nicht authentisch. Dann wäre es vermutlich besser, direkt ein deutsches Kleinstadtsetting zu wählen.
Zudem hatte ich Probleme damit, dass James Jude sehr schnell deutlich auf ihr Äußeres reduziert. Und das bleibt auch länger so, dass er enorm auf ihren Körper fixiert ist, auch wenn er ebenso ihren Charakter mag. Gut hingegen fand ich, dass er sie von ihrer quirligen und unsteten Art nimmt, wie sie ist.
Schönes Buch mit herbstlichen Flair, allerdings hat es für mich ein paar Schwächen.