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Fünf Musiker, drei Konzerte, eine Stadt in der Provinz. Eine Woche im Leben der erfolgreichen Band nbl/nbl. Eine Woche, nach der nichts mehr so ist, wie es war. Der große neue Roman von SPIEGEL-Bestsellerautor Bela B Felsenheimer, gelesen vom Autor. 9h 29min

Produktdetails

Erscheinungsdatum
27. Januar 2025
Sprache
deutsch
Auflage
Ungekürzte Lesung
Ausgabe
Ungekürzt
Dateigröße
412,25 MB
Laufzeit
569 Minuten
Autor/Autorin
Bela B Felsenheimer
Sprecher/Sprecherin
Bela B Felsenheimer
Verlag/Hersteller
Produktart
MP3 format
Dateiformat
MP3
Audioinhalt
Hörbuch
GTIN
9783837169157

Portrait

Bela B Felsenheimer

Bela B Felsenheimer, geboren 1962 in West-Berlin, ist Schlagzeuger, Gitarrist, Komponist, Sänger, Schauspieler, Synchron- und Hörbuchsprecher, war Comicbuch-Verleger und hatte eine eigene Radiosendung. Bekannt ist er vor allem als Mitglied der Punkrock-Band die Ärzte. Sein Debütroman Scharnow stieg sofort auf Platz 2 der SPIEGEL-Bestsellerliste ein und wurde von der Presse gefeiert. Fun ist sein zweiter Roman.

Pressestimmen

Besprechung vom 28.01.2025

Rammstein revisited?

Der Musiker einer bekannten Band schreibt einen Roman über eine fiktive bekannte Band: "Fun" heißt das Buch von Bela B Felsenheimer.

Ein Mann schreibt ein Buch. Es ist nicht irgendein Mann, sondern der Schlagzeuger der deutschen Band Die Ärzte, Bela B Felsenheimer. Und es ist nicht irgendein Buch, sondern ein Roman, in dem natürlich alles erfunden ist. "Fun" heißt er und erzählt vom Missbrauchssystem einer fünfköpfigen deutschen Rockband um einen charismatischen Sänger, die in einer Kleinstadt in Brandenburg drei Tage lang große Stadionkonzerte spielen soll. Tage, in denen alles eskaliert: von einem Auswahlsystem für Groupies, legendären Backstage-Partys, K.-o.-Tropfen, von Vergewaltigungen bis hin zu polizeilichen Ermittlungen. Dem Roman vorangestellt ist ein Zitat der Stimme des Horrorschauspielers Vincent Price in Michael Jacksons Song "Thriller": "uhummm-mmhm-hahahahaha. AHAHAHAHAHAHA!"

Und bevor nun jemand denken könnte, der Schlagzeuger der Band Die Ärzte habe einen Roman über seine Kollegen der Band Rammstein und das im Sommer 2023 bekannt gewordene Rekrutierungssystem geschrieben, mit denen weibliche Fans während und nach den Konzerten dem Sänger Till Lindemann zugeführt worden sein sollen, gibt der Autor dem "Spiegel" ein zwei Tage vor Erscheinen des Buches veröffentlichtes Interview, in dem er Gelegenheit hat zu sagen, dass das natürlich gar nicht so gemeint ist. "Herr Felsenheimer, als echter Rockstar über das Missbrauchssystem fiktiver Rockstars zu schreiben: Zieht der Leser nicht automatisch Parallelen?", wird er gefragt. Felsenheimer, ganz Profi: "Ich benutze dieses Setting vor allem, weil ich mich nach vier Jahrzehnten im Rockbusiness da wirklich gut auskenne. Die Gefahr einer Verwechslung mit der Wirklichkeit scheint mir nicht so groß."

Auf die Frage, dass aber viele trotzdem an die Band Rammstein denken dürften, sagt er: "Mag sein, aber das war nicht das Ziel. Das Thema meines Buchs ist ja gesellschaftlich viel umfassender als die Debatte über einen Fall." Über den wisse er übrigens "nicht mehr, als darüber in der Zeitung zu lesen war". Und dass Till Lindemann womöglich nicht begeistert sein könnte (als ob es darum ginge), kommentiert er mit dem Satz: "Ich habe kein Buch über das typische Verhalten einer Rockband geschrieben, sondern über patriarchale Strukturen."

Tatsächlich muss man beim Lesen des Buches, das mit dem ersten Satz "Muss der verdammte Träger ihres BHs ausgerechnet jetzt reißen? Sie hat ihn doch zu Hause noch sorgfältig angenäht" den Ton setzt, laut über diese Interviewsätze lachen - so offensichtlich sind sie für die Rammstein- und Lindemann-Anwälte aufgesagt (Anwälte spielen in "Fun" übrigens eine auffallend kleine Rolle). Und es ist auch lustig, dass der "Spiegel" sich für die Aufführung solcher Sätze hergibt.

Denn bei der Lektüre wird schnell klar, dass bis in viele Details alles darauf angelegt ist, den Rammstein-Fall anklingen zu lassen, ihn dabei ein bisschen auszuschmücken, anzureichern und zu verfremden, durch neue Figuren, familiäre Verstrickungen. Gleich auf der ersten Seite hat ein Ordner einer jungen Frau schon einen Backstage-Pass gegeben, damit sie "die Band" kennenlernt. "Sie ist nicht so aufgebicht wie die meisten hier, aber auch sie hat sich mit ihrem Style Mühe gegeben." Alle Mädchen tragen denselben Aftershow-Aufkleber, den - ganz klar - "Ass-Pass". Schon ist der Gitarrist da und einer der Schlagzeuger, eine Frau serviert Schnäpse, "sieben Linien eines weißen Pulvers" und ein locker gerollter Hunderteuroschein liegen auf einem Tablett: "Das macht locker. So kommen wir viel besser ins Gespräch." Dann soll's ins Hotel gehen, der Security-Mann den Transport organisieren - da wird es der jungen Frau zu viel, sie geht. "Frigide Sau", ruft ihr der Schlagzeuger hinterher. Und, in Großbuchstaben (weil der Schlagzeuger schreit oder der Roman es vielleicht auch gerne auskosten will): "VERPISS DICH ENDLICH, DU DRECKS-LESBE!"

Der Sänger der Band, der den Namen Maler Meister trägt, in Pathossätzen spricht (Begrüßung eines Mädchens in seiner Garderobe: "Welch Anmut in meiner kargen Behausung") und der natürlich auch ein Faible für Gedichte hat (wie zufälligerweise der Sänger von Rammstein), kriegt kurz darauf Probleme, weil er zugedröhnt ein Interview gibt, das auf Social Media viral geht und deshalb für Aufregung sorgt, weil der "Meister" darin nicht nur verteidigt, dass Kunst auch menschenverachtend sein dürfe, sondern in diesem Zusammenhang den Satz "Auf unseren Backstage-Partys ist auch nicht immer Disney" fallen lässt - "typischer Maler-Schocksprech, dafür ist er berüchtigt". Das sorgt für Aufregung, ist im Vergleich zu dem, was die anderen Mitglieder der Band anstellen, allerdings noch harmlos, Rohypnol ist auch im Spiel.

All das könnte auf den ersten Blick eine interessante Konstellation sein: Ein Schlagzeuger, seit 1982 im Musikgeschäft unterwegs, packt aus und erzählt das, was Investigativjournalisten wie Daniel Drepper und Lena Kampf in ihrem Buch "Row Zero - Gewalt und Machtmissbrauch in der Musikindustrie" aufwendig recherchieren mussten, ungefiltert, indem er es als Fiktion deklariert. Dem "Spiegel" erzählt er dann einfach, dass ihm konkrete Missbrauchsfälle in der Rockmusik "nicht bekannt" seien. Schon ist erzählerisch vielleicht nicht alles, aber ziemlich viel möglich. So ließe sich auch erzählen, was in der Wirklichkeit mutmaßliche Opfer wegen nur mutmaßlicher Vorwürfe aus juristischen Gründen öffentlich nicht behaupten oder wiederholen dürfen.

Aber so funktioniert "Fun" nicht. Felsenheimer erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven. Der einer Mutter, die den Sänger der im Roman Nabel/Nabel, kurz nbl/nbl, genannten Band in ihrer Jugend angehimmelt hat. Der von deren Tochter, Anfang zwanzig, die sich für die Backstage-Party casten lässt. Der des dazugehörigen Vaters, eines Apothekers, der nicht nur als Dealer involviert ist, sondern sich auch als sexistischer Arbeitgeber auszuleben versucht. Und denen der Mitglieder der Band (Krass, Hüsker, Fox, Petar, die alle ganz normale bürgerliche Namen wie Thomas Stamm oder Michael Huske haben) und des Umfelds: der Manager, die Tour-Managerin, der für die Groupie-Rekrutierung zuständige, bereits vorbestrafte Security-Chef.

Das Motiv ist der titelgebende "Fun". Die Tourmanagerin ist sich sicher, dass die Band manchmal ungehobelt sei und mit ihrem Festhalten an Sex-Drugs-and-Rock-'n'-Roll-Riten aus der Zeit gefallen, dass sie aber alle viel zu sehr auf das große Ganze fokussiert seien, um alles für ein bisschen "Fun" aufs Spiel zu setzen: "ein bisschen Fun, der manchmal aus dem Ruder läuft, mehr nicht". Der Roman erzählt davon, dass das so nicht stimmt. Alle wollen nur "Fun" haben - die Männer gerne unter Missachtung gesellschaftlicher Regeln und Gesetze. Das ist dann wohl die Kritik an den patriarchalen Strukturen.

Das Problem ist nur, dass auch Bela B Felsenheimer "Fun" haben will beim Erzählen und uns ja auch unterhalten will, dass also auch wir "Fun" haben. Wir gleiten also auf einer heiteren Oberfläche dahin. Pseudolustige Selbstironie: "Das ist immerhin nbl/nbl, eine fast schon übermächtige Musikgruppe, die seit zwei Jahren noch erfolgreicher geworden ist. Sie sind noch nicht so groß wie Die Toten Hosen oder Die Ärzte, aber das sind ja auch so hängengebliebene Has-Beens aus dem vorigen Jahrtausend, die ihre Songs mittlerweile von einer KI schreiben lassen." Tritt ein Polizeibeamter auf, ist er ein Trottel mit Berliner Dialekt. Und vor allem werden immer wieder Männer lächerlich gemacht, wenn sie sich etwa vorm Spiegel zu Hause in G-String angucken oder das Geschlechtsteil des Sängers im Showdown begutachtet wird wie ein Tier im Zoo: "Da ist er also, der Schwanz, der so viel anrichten kann. Er wirkt gar nicht so übermächtig auf mich."

So mag man sein Publikum bei Laune halten, aber subversiv ist man damit nicht. Man analysiert so auch keine patriarchalen Strukturen, ist ja viel zu funny die ganze Zeit. Und wenn Bela B Felsenheimer meint, dass es schon reicht, die Szene einer Doppelpenetration einer jungen Frau durch einen Gitarristen und einen der Schlagzeuger nach vorhergehendem Alkohol- und Drogenkonsum plus Oralsex gespielt distanziert oder womöglich kritisch darzustellen, indem er sie durch die junge Frau erzählen lässt und nicht durch die Männer, hat er sich leider getäuscht. Indem er die beste Freundin immerzu nachfragen lässt ("Oh no. Ljilja? Du hast seinen Schwanz gespürt?" - "An deinem Anus?"), schafft er abermals eine voyeuristische Konstellation.

So wird alles, worum es in den bekannt gewordenen Missbrauchsfällen im Musikbusiness ging, banalisiert und ausgebeutet für den Spaß eines Romans, mit dem Bela B Felsenheimer seinerseits dann auf Lesetour gehen kann. Viel mehr geht daraus nicht hervor. Hauptsache, Bela B hat "Fun". JULIA ENCKE

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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