Feuer, Funken und eine gehörige Portion Trotz genau das serviert Rebel Witch. Rune ist keine typische Heldin, sie ist kantig, verletzlich und gleichzeitig so zäh, dass man ihr am liebsten sofort einen Kaffee und eine Schaufel Lob geben würde. Die Geschichte zieht direkt an: Verfolgung, Verrat, ein Hexenjäger, der nicht nur mit Pfeilen, sondern auch mit Gefühlen trifft, und eine alte Feindin, die nach Macht giert klingt nach Klischee? Vielleicht. Klingt nach verdammt gutem Lesestoff? Auf jeden.
Was Kristen Ciccarelli hier abzieht, ist cleveres Genre-Kino: Die Welt ist dicht gebaut, die Magie fühlt sich gefährlich und organisch an, und die Dialoge knallen oft witzig, oft schmerzhaft ehrlich. Die Chemie zwischen Rune und Gideon ist genau die richtige Mischung aus Reibung und Sehnsucht; bei manchen Szenen hatte ich echt das Gefühl, der Holzofen im Zimmer würde gleich durchbrennen. Die Autorin schafft es, das Katz-und-Maus-Spiel so zu würzen, dass man mitfiebert, ohne sich wie in einer Schleife zu verlieren.
Kritik? Ja, bitte. An ein, zwei Stellen stolpert das Tempo vor allem gegen Mitte des Buchs zieht sich die Auflösung etwas, und einige Nebenfiguren hätten gerne noch ein bisschen mehr Tiefe vertragen. Dafür ist der emotionale Kern um Rune so echt geschrieben, dass man über kleinere Längen leicht hinweg sieht. Die Übersetzung liest sich flüssig, und die Hörbuchstimmen von Henriette Schreurs und Moritz Frinberg geben dem Ganzen zusätzliche Griffigkeit besonders die stilleren Momente profitieren davon.
Wer New-Adult-Romantasy mag, bekommt hier genau das: knisternde Spannung, authentische Gefühlsarbeit und eine Heldin, die brennt, ohne sich zu verbiegen. Kein perfektes Meisterwerk, aber verdammt nah dran an dem, was man an diesem Genre liebt. Empfehlung: Taschentuch bereithalten, Herzklopfen einplanen und auf jeden Fall laut lesen, wenn niemand zuhört.