Zwei unterschiedliche Zwillingsbrüder, einer muss für den anderen da sein, authentisch und nachdenklich machend. 4,5-5*
Inhalt siehe Klappentext.Ich habe "Sieben Tage Mo" von Oliver Scherz als Hörbuch gehört, parallel dazu ein paar Abschnitte im eBook gelesen. In 2:47 Stunden (ich habe in 1,25-facher Geschwindigkeit gehört) bringt Sprecher Jens Wawrczeck dem Hörer näher, wie es für den 12-jährigen Karl ist, mit seinem geistig behinderten Zwillingsbruder Mo(ritz) zu leben, für ihn da zu sein und - in meinen Augen viel zu viel - Verantwortung zu übernehmen. Der Vater arbeitet außerhalb, die Mutter arbeitet in der Klinik und ist immer im Einsatz, es gilt ein Haus abzubezahlen, Verpflichtungen zu haben - andererseits hat sie zwei Kinder, um die sie sich kümmern muss, nicht einen Sohn, der sich um den anderen kümmert. Wie Kinder diesen Zustand auffassen, kann ich nicht beurteilen, als Mutter weiß ich, man kann sich nicht zerteilen, selbst wenn man es möchte, aber in dieser Situation finde ich, es bleibt aufgrund der Abwesenheit des Vaters zu viel an der Mutter hängen, diese gibt einen Großteil an Karl ab und das ist nicht in Ordnung. Ich kann ihn verstehen, wenn er auch mal für sich oder mit der Freundin sein möchte, nicht immer nur "Mo an der Backe haben will". Seine Eltern sollten besser kommunizieren, dann braucht man eben eine andere Betreuungsmöglichkeit für Mo, schließlich sollen beide Jungs ihre Freiheit haben und tun dürfen, was sie wollen. Mo macht, was er will, er kennt es nicht anders. Karl tut das, was Mo macht - was bleibt ihm anderes übrig? Man hört an einigen Stellen, dass Mo eine Einschränkung hat (aber den Vater scheint er richtig einzuschätzen), verursacht durch den Sauerstoffmangel bei der Geburt; die Erklärung, wie es dazu kam, finde ich für Kinder ausreichend. Mo scheint absolut lebenslustig zu sein, Karl dagegen braucht auch mal ein Tief, dann wieder ein Hoch, um er selbst zu sein. Für mich ist in "Sieben Tage Mo", denn es sich ja nicht nur sieben Tage, sondern sieben Tage pro Woche, nicht Mo der "Eingeschränkte", sondern Karl und das kreide ich einfach den Eltern an. Gut gefallen hat mir, dass Nida, Karls neue Freundin, Mo so nimmt, wie er ist; Karls Freunde dagegen, außer "Hannanas" sind eher abweisend, weil Mo etwas lauter, wilder, eben anders reagiert, als sie es gewohnt sind. Eine Geschichte über zwei ungleiche Brüder, aber dennoch aus dem Leben gegriffen, der man gerne zuhört, die nachdenklich macht und 4,5-5 Sterne von mir bekommt.