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»Es gibt für den menschlichen Geist kein Niemals. «
Am 4. August 1966 zündet eine Gruppe Studenten die Lebanese Rocket Society eine Weltraumrakete, um den Libanon in eine blühende Zukunft zu führen. Auf den Tag genau 54 Jahre später kommt es im Beiruter Hafen zu einer Explosion, die das ganze Land erschüttert. Meisterhaft verknüpft Pierre Jarawan diese beiden historischen Ereignisse zu einer Kontinente verbindenden Familiengeschichte weit über das Schicksal des Nahen Ostens hinaus. Denn im kanadischen Montréal stoßen die Zwillingsschwestern Lilit und Lina auf Spuren ihrer armenischen Großmutter Anoush . . .
»Frau im Mond« ist große Erzählkunst vielschichtig, lebensprall und voller tragikomischer Ereignisse. Ein sagenhaftes Hörvergnügen!
Pierre Jarawan wurde 1985 in Amman, Jordanien, als Sohn eines libanesischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren. Er kam im Alter von drei Jahren nach Deutschland und wuchs in Kirchheim unter Teck auf. Er studierte an der Münchener Hochschule für Fernsehen und Film. Seine Romane »Am Ende bleiben die Zedern« (2016) und »Ein Lied für die Vermissten« (2020) wurden mit Preisen bedacht, in zahlreiche Sprachen übersetzt und sind internationale Bestseller. Er lebt mit seiner Familie in München.
Jodie Ahlborn machte ihre Ausbildung an der Schauspielschule in Hamburg. Sie ist in diversen Film- und Fernsehrollen, u. a. in der »Lindenstraße« und in »Stubbe«, zu sehen und war bereits in vielen Hörspielen wie »Die drei ! ! ! « zu hören. Für ihre Lesungen wurde sie mehrfach mit einer Platzierung auf der hr2-Hörbuchbestenliste geehrt.
Eine Familiensaga um Raumschifffahrt, Wurzeln und verlorene Erinnerungen
Dieses Hörbuch ist etwas besonders, und ich beginne dieses Mal nicht mit einer Inhaltsangabe, sondern gleich mittendrin. Normalerweise lese und höre ich gerne Krimis, Thriller und historische Romane. Manchmal wage ich den Schritt aus meiner Komfortzone, so auch in diesem Fall.
Das Cover von "Die Frau im Mond" zieht mich magisch an. Es ist farbenfroh und zeigt eine Frau in ihrer Seitenansicht. Im Laufe des Hörbuchs erkennt man, dass es sich bei diesem Cover um eine gut durchdachte Collage handelt.
Jodi Ahlborn gibt nicht nur der Protagonistin, sondern auch dem Buch die Stimme und lässt den Hörer so in eine vielschichtige Geschichte eintauchen.Die Perspektive wird von Lilit eingenommen, die mit ihrem Opa und ihrer Zwillingsschwester in Kanada lebt. Die Geschehnisse mit ihren Eltern werden im Buch lediglich in einem Nebensatz gestreift. Das vielschichtige, komplexe Haupthema des Buches ist einzigartig und macht das Hörbuch zu etwas Besonderem.
Ein Thema sind historische Fakten, die in der Familengeschichte verwoben werden: der Raketenstart der "Lebanese Rocket Society" und der Völkermord an der armenischen Bevölkerung im Jahr 1915. Die Geschichten werden aus der Sicht der Protagonistin erzählt, was mich wirklich berührte. Es zeigt, wie wenig wir über die Weltgeschichte und deren Grausamkeiten wissen. Der Völkermord war mir bereits bewusst, da sich einer meiner Lieblingsbands damit beschäftigt, aber wie heißt es so schön: "Narben, die nicht mir gehören, sind nie so schmerzhaft."
Ich möchte an dieser Stelle dem Autor danken, dass er diese Themen angesprochen und uns in die Geschichte von Libanon und Armenien mitgenommen hat. Dieser Aspekt ist Teil der Geschichte: eine Aufarbeitung der eigenen Wurzeln. Das macht dieses Buch besonders und auch komplex. Eine solche Aufarbeitung ist nie einfach. Sie ist verbunden mit Schmerz, Hinterfragen, Wehmut, Respekt und der Erkenntnis, dass es sich immer lohnt zu träumen.
Fazit: Ein Hörbuch, das ich sehr schätze. Es ist weder eine klassische Familiensaga noch ein klassischer historischer Roman. Die Geschichte Libanons, Beiruts und Armeniens wird mit cineastischen Bildern erzählt, aus der Sicht der Gegenwart. Mit Witz, Charme und Sprachgewalt. Mit Witz, Charme und einer Sprachgewalt, die es nicht mehr oft gibt. Judi Ahlborn schafft es diese Komplexität mit einer Leichtigkeit zu versetzen.
Wer weiß schon, dass auch der Libanon neben den Supermächten des Kalten Kriegs sein Raketenprogramm hatte? Die Libanese Rocket Society und ihre Anstrengungen sind eines der großen Themen dieses Buches. Das andere Thema ist die Suche der jungen Kanadierin Lilit nach Spuren ihrer Großmutter Anoush. Beide Themen werden zusammengehalten durch den Großvater Maroun el Shami, der das Raketenprogramm des Libanon federführend entwickelte und inzwischen als Migrant zusammen mit seiner Familie in Kanada lebt.
Die Erforschung der Familiengeschichte und von Anoushs Schicksal führt Lilit tief in die Geschichte des Genozids der Türkei an den Armeniern, und dieses Thema ist dem Autor sichtlich ein besonderes Anliegen. Das andere Thema der Raketenforschung bzw. Weltraumerforschung sperrt sich dagegen immer wieder gegen die Einbindung in die Familiengeschichte, sodass der Autor um informierende Passagen nicht herumkommt, was gelegentlich für Unruhe im Erzählverlauf führt. Er nutzt dieses zweite Thema aber intensiv, um die geschichtliche und aktuelle Situation des Libanon zu beleuchten: ein Land mit vielen Ethnien, vielen religiösen Strömungen, einer unruhigen Geschichte, politischen und sozialen Brennpunkten, revolutionären Umtrieben und Bürgerkrieg, geprägt von Misswirtschaft und einer korrupten Führungsschicht.
Der Autor kann schön erzählen, und er strukturiert sein Buch wirklich originell: drei große Kapitel wie die Stufen einer Rakete, die Kapitelzählung läuft rückwärts wie ein Countdown - das passt zum ersten Thema, dem der libanesischen Raumfahrt.
Und auch an die Erzählerin passt sich Jarawan in seiner Erzählweise an. Lilit ist eine Dokumentarfilmerin, und so setzt der Autor auch filmische Mittel ein wie Schnitt, Montage, Zoom etc. Das gelingt ihm alles gekonnt und souverän.
Zudem grenzt er seinen Roman mit zwei bedeutenden Ereignissen ein, einmal der Start der ersten libanesischen Rakete 1966 und am Ende des Romans die gewaltige Explosion im Beiruter Hafen 2020.
Zwischen diesen Eckpunkten und diesen Themen entfaltet Jarawan eine opulente und farbenprächtige Geschichte mit Haupt- und Nebenhandlungen, mit Abschweifungen und Erläuterungen und einer Fülle von Figuren. Der Autor wirft seine Leser wie Jonglierbälle durch die Zeiten, durch die Kontinente, durch die vielschichtigen Beziehungsgeflechte seiner Figuren und durch die Themen. Damit entstand für mich weniger das Bild eines dicht geknüpften Teppichs (der im Roman als Symbol mehrmals erscheint) als eher der Eindruck der Collage, die eine Familiengeschichte mit den Weltereignissen verbindet.