Fritzi (Prager) verbrachte in Lucca eine interessante Nacht mit einem Marmorhändler aus Hamburg, der graue Haare hatte. Sie wusste nicht, dass das Medikament dass sie eine Woche vorher nach dem Genuss eines verdorbenen Tiramisus eingenommen hatte, die Verhütungspille unwirksam machte.Zurück in Deutschland bemerkt sie, dass sie schwanger ist und diese Tatsache bringt ihre gesamten Zukunftspläne durcheinander. Allein und ohne Unterstützung muss sie nun für sich und das Kind neue Wege finden. Bei der Arbeit lernt sie Güne¿ kennen, die ebenfalls eine alleinerziehende Mutter ist und beide sind auf dem Weg, beste Freundinnen zu werden. So kommt es, dass Fritzis Sohn Hannes und Güne¿' Tochter Polina schon im zartesten Kindesalter zusammen in einer herrlichen, aber heruntergekommen Villa im Moor, in der Nähe von Hannover, aufwachsen. Dort ist der 60jährige Heinrich Hillebrand Mooraufseher, der bald für die Mütter eine Vertrauensperson wird und für Hannes und Polina ein großartiger Großvater. Heinrich bemerkt als erstes Hannes' Besonderheiten und es scheint, dass nur Polina ihn mit all seinen Eigenheiten verstehen kann. Als er mit dem Klavierspielen beginnt, ist klar, dass er ein besonderes Talent besitzt. Mit 17 Jahren verliebt er sich in Polina und um ihr seine Liebe zu zeigen, komponiert das musikalische Wunderking für sie eine Klaviersonate, die ihr ganzes Sehnen und Wünschen umfasst.Das Klavier war seine Zuflucht und sein Vertrauter geworden, und Hannes hatte begriffen, dass er Menschen, Gefühle und Erinnerungen, ob er wollte oder nicht, in Musik übersetzte, und das Klavier machte seine Musik hörbar.Doch mit dem Tod seiner Mutter nimmt sein Leben eine unvorhergesehene Wendung, Hannes hört auf Klavier zu spielen und seine und Polinas Wege trennen sich. Nach Jahren, in denen er als Klavierträger in Hamburg arbeitet und nichts als Leere fühlt, erkennt Hannes: Er muss Polina wiederfinden. Und das Einzige, womit er sie erreichen kann, ist ihre Melodie.Meine persönlichen LeseeindrückeÜber den Roman "Für Polina" hatte ich in den verschiedenen Foren viel positives Gelesen, auch die weniger überschwänglichen Buchbesprechungen fand ich ziemlich gut und nachdem ich von ziemlich anstrengenden Lektüren der vorangegangenen Wochen etwas Leseerholung brauchte, griff ich beherzt zum Buch."Für Polina", das wird schnell klar, ist eine rührselige Geschichte, die sich leicht und angenehm liest. Sie fordert nicht, sondern unterhält, erzählt märchenhaft von der großen Liebe, die vielleicht eine Zukunft hat. Polina, so habe ich erfahren dürfen, ist eine Romanfigur von Tolstoi und ich muss sagen, den Namen und den Buchtitel finde ich gut gewählt.Tarkis Würger spart bei seiner Geschichte weder mit Herzschmerz noch mit Schicksalsschlägen und kleinen Wundern. Genauso wie Wendungen, Irrungen und Wirrungen gehören sie zum Repertoire und erlauben einen Abstecher in eine Träumerei, die ab und zu ganz guttut. Doch mehr ist der Roman auch nicht. Wahrscheinlich berührt gerade diese Sentimentalität die Herzen so vieler, und erklärt den großen Erfolg des Buches. Langweilig wird es auf jedenfalls nicht. Mit den vielen Romanfiguren, die sich um Fritzi und Hannes Prager reihen, ist für jeden eine Lieblingsfigur dabei. Auch den weniger sympathischen Rollen kann man einen gewissen Charme nicht absprechen, selbst der clevere Klaviertransportunternehmer Sebastian Blau mit seiner Firma "Transporte Forte - wir bringen Ihr Clavier sicher an alle Orte - seit 1920" zeigt Herz mit dem schmächtigen jungen Mann und Bosch, der riesige Kerl mit weichem Herz und sanfte Klavierträgerkollege, steht Hannes als Freund zur Seite. Er trug Klaviere, weil Klaviere den Rest seines Kosmos zusammenhielten.Dazu kommen die Settings: von der unkonventionellen Nacht in Lucca, über eine verwunschene Moorvilla bis hin zum Hamburger Bürgertum kann sich jeder seinen Traumort aussuchen.Nicht zu vergessen die verschiedenen Handlungsorte, die von Lucca, der wunderschönen Stadt in der Toskana, über die Villa im Moor in der Nähe von Hannover gelegen, bis nach Hamburg wunderschöne Rahmenbedingungen bieten. Stimmig verwebt Takis Würger seine Romanfiguren mit dem jeweiligen Ort und arbeitet geschickt die Besonderheiten von Mensch und Land in den Geschichte ein. Dass ich das Buch fast in einem Rutsch Tag gelesen habe, spricht für die abwechslungsreiche, gut erzählte Geschichte. Es muss nicht immer die hohe Literatur sein, es war ein Abstecher in die gute Belletristik. FazitWer auf der Suche nach einer feinen Unterhaltung ist, ist mit "Für Polina" gut bedient. Takis Würger versteht es in ansprechender Sprache eine romantisch angehauchte Geschichte über einen Wunderknaben zu erzählen, der erst nach etlichen Wirrungen und Irrungen seine Berufung versteht und sein Leben in glückliche Bahnen bringt.Bei seinen nächtlichen Sparziergängen hörte Hannes seine eigene Musik im Ohr. Ganze Konzerte komponierte er, ohne eine einzige Note aufzuschreiben, ohne sie jemals zu spielen Er war still. Es fühlte sich richtig an.