Es handelt sich hier um einen konzeptionell cleveren Roman: Das allzu gegenwärtige Leid von Frauen durch die Hand missbräuchlicher Männer, das häufig in deren stillschweigendem Verschwinden oder Tod endet, wird hier umgekehrt. Hier verschwinden die Männer. Still, unspektakulär, gesellschaftlich folgenlos, als wären sie verdunstet. Ein satirisch beißender Perspektivwechsel, der seine Wirkung hat.
Stilistisch erinnert der Roman an das episodische Erzählprinzip, das man aus den derzeit so populären Cafe-Romanen mit japanischem Ursprung kennt, indem verschieden Leute die Besitzerin mit einem Anliegen aufsuchen. Nur geht es hier nicht darum, sich versöhnlich, friedlich weiterzuentwickeln, sondern darum, radikal und ausgestochen blutig Frieden zu schaffen. Auch das ist ein interessante gegenübergestellte Sichtweise.
Die Geschichte ist in ihrer Anlage also ausgesprochen clever. Mit dem kühl linearen, fast protokollarischen Stil bin ich jedoch nicht warm geworden. Emotionen werden eher benannt als erlebbar gemacht, und die Figuren wirken dadurch merkwürdig mechanisch und distanziert. Szenen entfalten kaum Atmosphäre. Das passt zwar thematisch zum Motiv des Ursachenbereinigens, bleibt aber ästhetisch steril.
Ein starkes, originelles Buch , auch wenn der Stil mich nicht überzeugen konnte.