"Jede Familie hat einen Fluch, und der Fluch meiner Familie bin ich." (387)Es sind die 2000er Jahre und die neunzehnjährige Nila lässt keine Party im Berliner Nachtleben aus, tanzt zu Techno auf'm Berghain und nimmt jede Droge, um Ekstase zu finden und ihrer Gefühls- und Gedankenwelt zu entkommen. Ihre Eltern sind jung aus Afghanistan geflohen, und haben in Gropiusstadt (Berlin-Neukölln) eine Zuflucht gefunden, in der sie nie ganz angekommen sind. ¿ "Sie waren Könige und Königinnen, verbannt aus einem Mythos, gestrandet am Ufer dieser deutschen Tristesse." (50)Dies spürt auch Nila, die sich aus Scham über ihre Herkunft, Familie und weil es gesellschaftlich so viel leichter sein kann (liest sich: Alltagsra§sismus) ¿ als Griechin ausgibt und nach Unabhängigkeit und gesellschaftlicher Zugehörigkeit strebt. ""Er sieht wirklich südländisch aus. Es ist leicht, diese Leute zu verwechseln." D i e s e Leute. Meine ganze Existenz, penibel in ein Demonstrativpronomen verpackt." (56)Eigentlich will sie Künstlerin werden, und sieht die Welt schon seit ihrer Jungend lieber durch die Kameralinse. ¿ In der Partyszene lernt sie den deutlich älteren Schriftsteller Marlowe kennen, der eine einzige wandelnde Red-Flag ist. ¿Trotz all der Warnsignale, stürzt sie sich in diese toxische On-Off-Beziehung und erhofft sich darüber Zugang zur Kunstszene. Zwischen Einsamkeit, familiären Erwartungen, Clubbing, Drogen-Exzessen, Machtgefälle, Abhängigkeiten, Beziehungsgewalt und Selbstzerstörung verliert Nila ihr Ziel und auch die Menschen, die ihr wirklich etwas bedeuten, aus den Augen. Wie schafft sie die Befreiung aus dieser toxischen Beziehung & Lifestyle? DAS nehme ich Euch mit meiner Rezi auf gar keinen Fall vorweg ¿¿"Es bedeutet, dass es dir gut gehen wird und dass du nicht dem Klischee eines Künstlers nachjagen musst. Wir haben es alle gemacht, wir sind alle erwachsen geworden, es gibt ein Leben danach. Feiern? Techno? Drogen? Ja, es macht Spaß, aber der Scheiß ist nicht echt." [Anna zu Nila] (239) "GOOD GIRL" von Aria Aber (übersetzt aus dem Englischen by herself ¿) ist ein schonungsloses, feinfühliges und krasses Porträt dieser jungen Frau zwischen familiären Erwartungen, kultureller Identität & Identitätssuche, Rassismus, Klassismus, Coming of Age, Friendship, Liebe, Migration & familiären Traumata. ¿ Hier ist nichts zu viel (außer vielleicht der Drogen ¿). Der Schreibstil macht diesen Roman zu einem Highlight für mich. Poetische Reflexionen der smarten Protagonistin werden von krassen Szenen abgelöst, und am meisten mochte ich, dass eine authentische Entwicklung stattfindet. Das Buch war eine Zeit lang nahezu immer in meinem Feed. Und yes, the hype is real. ¿ Große Leseempfehlung (aber bittet achtet auf die CN ¿). BTW: Wie krass gut ist bitte diese Coverdesign? ¿ [CN: exzessiver Drogen- & Alkoholkonsum, psychische / physische Gewalt]