Sowohl bei Menschen als auch bei Büchern sollte es vornehmlich um die inneren Werte gehen. Trotzdem ist es nun mal das Äußere, das wir zuerst wahrnehmen und nur wenn uns dies auf irgendeine Art und Weise anspricht, werden wir uns die Mühe machen das Innere zu erforschen.
Das Äußere des Buches hat bei mir sofort punkten können. Das Coverbild entspricht genau meinem Geschmack und lässt bereits ein wenig auf den Inhalt schließen. Das Hardcover ist hochwertig verarbeitet und liegt gut in der Hand. Da es sich noch dazu um einen koreanischen cozy Fantasyroman handelt, war für mich die Entscheidung, ob ich dieses Buch lesen soll, schnell getroffen.
Der Anfang des Buches entsprach dann auch ziemlich genau meinen Erwartungen. Für all jene, die bis dato noch keine Erfahrungen mit koreanischen Romanen gemacht haben, mag der Schreib- und Erzählstil am Anfang ein klein wenig gewöhnungsbedürftig sein. Meiner Meinung nach gewöhnt man sich aber schnell daran. Wenn ich den Stil beschreiben müsste, würde ich wahrscheinlich Wörter wie blumig, schwülstig, poetisch und zauberhaft verwenden.
Nach einem kurzen Auftakt in der realen Welt dürfen wir zusammen mit Serin in die fantastische Welt des Regenzaubermarktes eintauchen. Und fantastisch ist dieser wirklich meiner Meinung nach. Als ich Serin und Isha, eine Zauberkatze, die ihr zur Seite steht, durch den Markt wandeln, musste ich oft an Alice im Wunderland oder Chihiros Reise ins Zauberland denken. Besonders interessant fand ich die Dokebis, die Bewohner des Regenzaubermarktes. Diese sind keine Erfindung des Autors You Yeong-Gwang sondern Fabelwesen aus der koreanischen Märchenwelt. Da ich mich mit dieser bis dato noch nicht beschäftigt hatte, waren diese für mich komplett neu.
In vielen Bereichen wich die Handlung dann von meinen Erwartungen ab, hat mich aber im Großen und Ganzen begeistern können. Überraschend für mich war allerdings, dass die Geschichte stellenweise deutlich düsterer ist, wie erwartet. Da das Buch als cozy Fantasy und feel good Bestseller angekündigt war, hatte ich damit nicht gerechnet. In diesem Zusammenhang sehe ich auch das empfohlene Lesealter mit ab 12 Jahren als kritisch. Ich würde den Erwachsenen auf jeden Fall empfehlen, das sie das Buch zuerst lesen, um einschätzen zu können, ob das Kind bereit für dieses Buch ist.
Positiv hervorheben möchte ich, dass die Botschaften des Buches wirklich sehr gut sind und bei mir zumindest auch nachwirken. Auf sehr ansprechende und eindrückliche Weise hinterfragt das Buch, was Glück eigentlich bedeutet, und geht auch auf Themen wie Erwartungsdruck, Erfolg, Vergleiche mit anderen ein. Alles Dinge die natürlich nicht nur, aber gerade für Jugendliche eine wichtige Rolle spielen.
Trotz all der positiven Aspekte gibt es ein paar Punkte die meine Begeisterung für das Buch ein wenig trüben. Dies liegt vor allem daran, dass die Beweggründe von manchen Personen für mich nicht nachvollziehbar waren, einige Punkte zu oberflächlich behandelt wurden und viele Nebencharaktere blass blieben.
Alles in allem war es für mich aber ein überraschendes und meist vergnügliches Leseerlebnis und daher möchte ich dieses Buch auch gerne weiterempfehlen.