Drama hinter einem Kriminalfall; vielschichtige und beklemmende Beschreibung der direkten und indirekten Folgen von Alkoholismus und Gewalt
Der Kriminalfall, der im Mittelpunkt dieses finnischen Thrillers steht, hat es in sich: Während eines exzessiven Saufgelages in einem Wochenendhaus kommt es zu einem Tötungsdelikt. Für die Polizei der Küstenstadt Pori ist das leider ein Routinefall, der zwar durch die wetterbedingten Umstände erschwert wird, aber der Interimsleiter der Kriminalpolizei, Jori, trotzdem kein Grund, sich selbst in die Ermittlungen einzumischen. Dann stellt sich heraus, dass Opfer und Täter Klassenkameraden aus Grundschulzeiten sind, die er beide seit 27 Jahren nicht mehr gesehen hat. Das Opfer, Remi, hat seine Mitschüler, v.a. auch Jori aufs übelste terrorisiert und ist auf die schiefe Bahn geraten, der Täter Artti, war sein bester Freund, ist aber - nachdem sich die Wege der beiden getrennt hatten - übel abgestürzt, alkoholkrank, arbeite- und wohnungslos. Tuominen beschreibt parallel zu den Ermittlungen die Ereignisse des letzten Jahres, indem die drei - Kommissar, Opfer und Täter - zuletzt miteinander zu tun hatten. 1991 waren die Jungen 12 bzw. 13 Jahre alt, die persönlichen Dramen, eng verknüpft mit Alkohol und daraus direkt oder direkt resultierender Gewalt; wobei keine der Figuren, die wichtige Rollen spielen (also z.B. auch die Eltern der Kinder, die ermittelnden Beamten) schwarz-weiß dargestellt sind. Das zentrale Thema ist Schuld, in vielen Spielarten, also auch die Frage, wie sehr das Gefühl, jemandem etwas zu schulden, die eigenen Handlungen leiten darf. Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen, trotz oder wegen seiner Heftigkeit und denke aber, dass ich die wichtigsten Trigger in der obigen Beschreibung erwähnt habe. Wichtig ist vielleicht noch, dass die Beschreibung der Gewalt nie um ihrer Selbstwillen erfolgt.