Kristin Hannahs Roman "Die vier Winde" ist ein kraftvolles Epos über Überleben, Familie und Hoffnung in einer der dunkelsten Phasen der amerikanischen Geschichte. Schauplatz sind die 1930er Jahre, die von der großen Depression und verheerenden Staubstürmen in bestimmten Regionen geprägt sind.Im Mittelpunkt steht Elsa Martinelli, eine junge Frau, die von ihren Eltern klein gehalten und systematisch entmutigt wurde - vielleicht, um sie als pflegendes Kind fürs Alter zu "bewahren". Doch ihr Leben nimmt eine unerwartete Wendung, als sie ungeplant schwanger wird. Die Eltern verstoßen sie; die Ehe mit Raf (Rafaello), dem Sohn italienischer Einwanderer, wird erzwungen. Mit ihm bekommt Elsa zwei Kinder. Als die ersten schweren Stürme beginnen, verlässt Raf die Familie, nachdem er immer unglücklicher wurde und das Trinken begonnen hat.Elsa findet Halt bei ihren Schwiegereltern, die sie liebevoll in ihre Familie aufgenommen hatten. Doch als die Dürre und die Staubstürme das Land unbewohnbar machen, bleibt der Familie nur die Flucht nach Kalifornien. In der Hoffnung auf Arbeit und ein besseres Leben macht sich Elsa mit den beiden Kindern auf den beschwerlichen Weg - doch die Realität trifft sie hart.Statt des ersehnten Neuanfangs erleben sie ein Leben voller Entbehrungen: Sie landen in provisorischen Camps, kämpfen ums nackte Überleben und schuften unter schlimmsten Bedingungen auf Baumwollfeldern. Die Plantagenbesitzer nutzen die Notlage gnadenlos aus, zahlen Hungerlöhne und schaffen bewusst Abhängigkeiten. Elsa erlebt nicht nur die Ausbeutung der Arbeitskräfte, sondern auch die Diskriminierung als Zugezogene und die brutale Unterdrückung erster Gewerkschaftsbewegungen.Ein zweiter Blick auf Situationen entsteht durch Loreda, Elsas Tochter, die zeitweise zur Erzählerin wird. Loreda verehrt ihren Vater und hadert lange mit der Mutter, bevor sie begreift, welche Stärke Elsa aufbringt, um die Familie durch diese Zeit zu tragen.Kristin Hannah gelingt es, persönliche Schicksale mit den großen Themen der Epoche zu verweben:Naturkatastrophe und falsche LandbewirtschaftungFlucht und Migration innerhalb der USAFrauenrechte und SelbstbestimmungAusbeutung durch Arbeitgeber und PlantagenbesitzerKampf um Bildung, Würde und GerechtigkeitDie Autorin erzählt mit klarer, bildreicher Sprache. Die Härten des Lebens in dieser Ära sind eindringlich beschrieben."Die vier Winde" ist lehrreich und spannend erzählt. Der Roman verknüpft das Schicksal einer Frau mit den großen sozialen und politischen Umbrüchen der 1930er Jahre in den vereinigten Staaten.