Ophelia Bray soll als Psychologin ein Weltall-Außenteam auf die nächste Routinemission begleiten, um dem Team den Verlust eines Crewmitglieds unter ungeklärten Umständen zu erleichtern. Doch schon zu Beginn häufen sich die Probleme. Die Crew vertraut ihr nicht und verschweigt ihr etwas. Als sie dann auf dem Zielplaneten eintreffen, finden sie nicht nur eine verlassene Station des Konkurrenzunternehmens und die Ruinen einer untergegangenen Zivilisation, auch eines der Crewmitglieder findet unter brutalen Umständen den Tod. Auf der Suche nach Antworten muss Ophelia schon bald an ihrem eigenen Verstand zweifeln... Mit Dead Silence ist S.A. Barnes ein extrem spannendes Sci-Fi-Horror-Debüt gelungen und auch Ghost Station versprach wieder viel eisiges Weltall, viel Spannung und auch Grusel. Aber mit Dead Silence mithalten konnte es leider nicht. Ophelia ist eine sehr eigenwillige Protagonistin, die sehr viel Trauma mit sich herumschleppt und meint, es in Schach halten zu können, indem sie Psychologie studiert und eine kollektive Schuld zu begleichen versucht. Überraschung, das funktioniert nicht. Sie ist sehr darauf fixiert, das Verhalten der anderen Protagonisten nur durch die Psychologie-Brille zu betrachten, was ziemlich abgehoben wirkt und auch etwas nervt. Zum Glück macht sie mit der Zeit eine Charakterentwicklung durch, wenn auch unter sehr fraglichen Umständen. Die Handlung klingt vielversprechend und die Atmosphäre ist gekonnt gruselig und eisig, es wird richtig kalt beim Lesen. Das Problem des Buches liegt eher dabei, dass der Autorin der Handlungs- und Spannungsbogen etwas verrutscht ist. Der Prolog der Geschichte dauert zu lange, bis die Handlung richtig in den Gang kommt und aus Unwohlsein und Neugierde wirklich Grusel und Spannung wird, vergeht die Hälfte des Buches. Richtig Schlag auf Schlag geh es erst ab dem Ende des zweiten Drittels. Es war vorher keineswegs langweilig oder unspektakulär, das Buch ist einfach schlecht eingeteilt. Die Zeit -vom Beginn der Haupthandlung bis zur Enthüllung der Bedrohung (was ja immer ein bisschen die Spannung des Unbekannten wegnimmt) und schließlich zum Finale- ist einfach zu kurz im Vergleich zum Rest des Buches. Es kommt gerade erst ein bisschen 2001: Odyssee im Weltraum - Stimmung auf, dann ist es auch schon vorbei. Leider gingen da dann einige Details zur eigentlichen Mission, zu der untergegangenen Zivilisation und schließlich auch zu der mysteriösen Bedrohung verloren. Schade, denn die Ansätze da waren sehr spannend (wenn auch ziemlich befremdlich). Das Ende des Buches kam dann ebenfalls zu schnell, da hätte gern mehr sein dürfen. Insgesamt bleibt ein solider Weltraum-Thriller mit Gruseleffekt, der auch, genau wie Dead Silence, viele gesellschaftskritische Themen anspricht, von Gier und Arroganz der Menschen bis zu Ausbeutung durch Megakonzerne, der es aber nicht so schafft, mit der Psyche zu spielen, wie es dem Vorgänger möglich war und dem leider ein paar Hintergrundinformationen fehlen. Unterhalten wurde ich trotzdem, ich hoffe einfach, dass mich das nächste Buch der Autorin dann wieder richtig begeistern kann.