Ein wilder Höllenritt ist das, was Hell Followed With Us Das Monster in uns von Andrew Joseph White, übersetzt von Katrin Aust, da bietet. Ein Armageddon, heraufbeschwört von einer fanatischen christlichen Sekte, derb, queer und voller Bodyhorror. Lesenswert? Auf jeden Fall! Für jede*n was? Abgesehen vom Body Horror, ja!
Ich fand den Start in die Geschichte gar nicht mal so einfach. Die Strukturen der Sekte, die befremdliche Verwendung verschiedener Begriffe und der Status Quo bei Protagonist Benji haben mich anfangs etwas verwirrt. Erklärungen dazu kommen dann aber im Laufe der fortschreitenden Handlung.
Von Anfang an aber hatte mich Benji in der Tasche, ein trans Junge, der eine Schlüsselrolle in der Sekte spielen soll und das aber nicht will. Er flüchtet aus New Nazareth und trifft auf eine Gruppe Jugendlicher, die in einem LGBTQIA*-Zentrum in Erwartung der Auslöschung jeglicher Bevölkerung durch die Sekte ausharrt. Die Gemeinschaft die dort herrscht und die Freund*innen, die Benji innerhalb der Gruppe findet, sind für mich die große Stärke der Geschichte. Queere junge Menschen, die auf der Suche nach ihrer Identität sind, sie schon gefunden haben oder mit den anderen Herausforderungen hadern, die das Leben so mit sich bringt. Vor allem in Hinblick eines nahenden Todes, wodurch auch immer. Benji bringt als Ich-Erzähler auch viele tiefgehende Einblicke in sein Leben mit, zu sich als Transperson genauso wie zu seiner Vergangenheit in der Sekte, der Nichtakzeptanz seiner Mutter dahingehend, dass er nicht die Tochter ist, die sie in ihm sieht, zu seiner Liebe zu einem weiteren Sektenmitglied und der neuen Menschen, die sich nun in seinem Leben befinden. Alles begleitet von vielen Toden, vielen expliziten Beschreibungen von Körperflüssigkeiten und weiterem außerhalb von Körpern, Wesenheiten aus Leichen und Flut, Engelstodesschwadronen.. Ich sag doch, wilder Ritt. Doch wenn man sich als Leser*in ein bisschen von all dem Bodyhorror löst, sieht man, dass es eine Geschichte über Akzeptanz ist, die viele (queere) Jugendliche heutzutage vermissen. Vor allem die, die in eine Rolle gedrängt werden, die sie nicht haben oder sein wollen.
Die Geschichte ist aufgrund des jungen Alters der Figuren als Young Adult eingestuft, aber nicht nur wegen der vielen bildlichen Beschreibungen des Bodyhorros würde ich alle Interessierten bitten, die Inhaltswarnung vorne im Buch durchzulesen.
Ich freu mich auf jeden Fall auf das schon angekündigte, zweite Buch von Andrew Joseph White das bei Cross Cult im Herbst 2025 erscheinen wird.