Wasserleichen, Familiendrama und ein Spielplatz, der garantiert nicht mehr in den Top 10 der Eltern-Hotspots auftaucht genau das serviert Eva Frantz in Die Tote im Wasser. Klingt nach düsterem Nordic Noir, fühlt sich beim Lesen aber überraschend frisch an. Kommissarin Anna Glad ist nämlich keine der typischen Eisprinzessinnen, die ständig mit verschränkten Armen in den Regen starren. Nein, Anna ist herrlich menschlich manchmal chaotisch, manchmal viel zu emotional und trotzdem genau deshalb sympathisch.
Der Fall selbst hat es in sich: Ein verschwundenes Opfer, ein grausamer Fund und mittendrin ein Kind, das wie eine tickende Zeitbombe wirkt. Die Frage Wem gehört Veera? zieht sich durch die Handlung und sorgt für ordentlich Herzklopfen. Klar, die Mordermittlung steht im Mittelpunkt, aber die privaten Verwicklungen mischen sich so sehr ein, dass man nicht weiß: Ist das jetzt ein Thriller oder eine Beziehungsfalle?
Der Schreibstil von Eva Frantz ist angenehm flüssig und kommt ohne endlose Landschaftsbeschreibungen daher (ein Hoch darauf, dass kein 10-seitiger Monolog über Nebel im Wald vorkommt!). Stattdessen baut sie Spannung mit kurzen Szenen auf, bei denen man immer denkt: Nur noch ein Kapitel! und schwupps ist es drei Uhr morgens.
Warum nur vier Sterne? Ganz einfach: Zwischendurch wirkt die Story etwas überladen. Adoptionsdrama, Schuldgefühle, Dorfgeflüster und dann noch der Mord da hätte ich mir manchmal weniger Drama und mehr Fokus auf die Ermittlungen gewünscht. Trotzdem hat mich das Buch bestens unterhalten. Ein Krimi, der nicht nur Gänsehaut bringt, sondern auch zeigt, wie kompliziert das Leben selbst für eine toughe Kommissarin sein kann.