Ich hatte bereits Band 1 gelesen und mich sehr auf die Fortsetzung gefreut, weil es ja einen fiesen Cliffhanger gab. Bei Avas sarkastischer Art und ihrer eigenwilligen Katze Jinxie, die mich schon im ersten Teil gut unterhalten haben, habe ich mich wieder wie zu Hause gefühlt. Ava steht zwischen den Stühlen, aber entscheidet sich nach einem kleinen Test schon sehr früh, wem sie denn nun vertrauen will. Da zu diesem Zeitpunkt die Motive der einzelnen Charaktere noch nicht vollends geklärt sind, war ich etwas verwirrt und ich habe mich gefragt, ob Ava nicht etwas zu naiv vorgeht. Obwohl ich ihre liebevolle und hoffnungsvolle Art, mit der sie in die Zukunft schaut, sehr bewundernswert finde. Ihre Beziehung zu Shay ist nicht oberflächlich oder mit einer x-beliebigen aus einem anderen Romantasyroman austauschbar, sie hat Tiefe und Struktur. Die beiden streiten auch mal und setzen sich mit ihren Gefühlen auseinander, sie haben Ecken und Kanten. In Band 2 gibt es aber weniger unterhaltsame Schlagabtausche zwischen den beiden als in Band 1, das habe ich ein wenig vermisst.
Im Fokus stehen dieses Mal ernstere Themen. Ava geht weiterhin ihrer Herkunft auf die Spur, lernt ihre Magie zu trainieren und will bzw. muss sich mit den Unstimmigkeiten und Ungerechtigkeiten in den zwei Ländern auseinandersetzen. Sie muss so einiges durchmachen und nicht nur einmal um ihr Leben kämpfen. Die junge Frau tat mir stellenweise so leid, dass ich nur noch vor Entsetzen den Kopf schütteln konnte. Und da die Autorin es wirklich versteht, die richtigen Worte zum Vermitteln von Gefühlen zu benutzen, wog die ein oder andere Szene auch sehr schwer und blieb mir noch länger im Kopf hängen. Ich fand es sehr authentisch gemacht, dass all das Leid an Ava nicht spurlos vorbeigeht, auch Hexen sind sprichwörtlich nur Menschen und müssen, das, was sie erleben, erstmal verarbeiten.
Es sind einige Twists im Buch eingebaut. Bei keinem Charaktere kann man sich bis zum Ende sicher sein, auf welcher Seite er denn nun steht oder ob er für Ava handelt oder nicht. Und da man die Infos zu ihren Motiven erst im Verlauf der Geschichte bekommt, kann man auch nicht vorhersehen, wer denn nun ein falsches Spiel treibt. Man erfährt es erst zeitgleich in dem Moment, in dem es Ava klar wird. Nur bei den tierischen Begleitern kann man sich sicher sein, dass sie für das Gute kämpfen. Jinxie, Noxxi und Shadow sind meine persönlichen Helden der Geschichte, viel mehr als nur Haustiere, sondern treue Gefährten, die man nicht mehr missen will.
Mein Fazit: Authentische Charaktere, die für Gleichberechtigung, Freiheit und Liebe kämpfen, tierische Begleiter fürs Herz und Spannung von Anfang bis Ende. Obwohl ich mich zwischenzeitig neu orientieren musste, wenn aus Antagonisten plötzlich Protagonisten wurden und andersherum, konnte mich die Geschichte von sich überzeugen. Besonders von der einmaligen Jinxie fällt nach der letzten Buchseite der Abschied sehr schwer.