Das war eher nichts. Zunächst fand ich die emotionslose, gleichgültige Art des Ich-Erzählers noch interessant und war gespannt, wohin dies führen würde. Aber egal, ob seine Mutter stirbt, ihm seine neue Freundin einen Heiratsantrag macht, er seinem zwielichtigen Freund komische Gefallen machen soll oder als er einen Mann ohne wirklichen Grund erschießt, er reagiert stets teilnahmslos und gibt zu erkennen, dass ihm eigentlich alles egal ist - sogar dass ihm die Todesstrafe droht. Was soll man mit so einer Figur anfangen? Auch sein emotionaler Ausbruch am Ende kann da die Figur für mich nicht mehr retten.Befremdlich waren auch Denkmuster oder Verhaltensweisen, die in den 1930er und 1940er Jahren wohl üblich, aber aus heutiger Sicht nicht gutzuheißen sind. So wird etwa Gewalt gegenüber Frauen bagatellisiert.So emotionslos der Protagonist ist, so kraftlos schleicht auch die Handlung voran. Man hat das Gefühl, dass der Ich-Erzähler eher Beobachter seines eigenen Lebens ist, statt es aktiv zu leben. Die Hoffnung, dass es noch einen Wendepunkt geben würde, schwand bei mir von Seite zu Seite.Insgesamt hatte der Roman nur wenige für mich gelungene Aspekte, aber er scheint eines der wichtigsten Werke der Epoche des Existenzialismus zu sein,die in der Ausprägung von Camus besagt, dass das Leben keinen Sinn hat. Dies spiegelt sich natürlich in "Der Fremde" wider, ich sehe das allerdings komplett anders und hatte wohl auch deshalb meine Probleme, dem Werk etwas abzugewinnen.