Emotionslose Kolumnen über frustriertes Dasein
Inhalt: Die biologische Uhr tickt, und die Panik wächst täglich: Wenn es Abend wird in New York, beginnt die Suche nach dem richtigen Partner. Mit Romantik hat das wenig zu tun - behaupten zumindest Carrie und ihre Freundinnen, die auf zahllosen Partys auf der Jagd nach dem idealen Mann sind. Die Lage der unverheirateten Frauen ist dramatisch, die Auswahl an Männern deprimierend. Doch Carrie gibt die Hoffnung nicht auf. Noch nicht.Meinung: Mir war klar, dass dieses Buch nur eine Vorlage für die weltberühmte Kultserie "Sex and the City" ist, daher bin ich nicht davon ausgegangen, hier die Serie zu lesen. Und dennoch war ich schockiert, dass dieses Werk Grundlage eines solch schlauen, witzigen, unterhaltsamen Formates sein soll.Die Kapitel sind relativ kurz und beinhalten verschiedenste Themen über Sex, Beziehungen und Drogen. Die Autorin scheint hier die New Yorker Szene gründlich studiert zu haben, dennoch fand ich die Art und Weise, wie es zu Papier gebracht wurde, unerträglich. Drei Anläufe brauchte ich - zwei Mal abgebrochen, beim dritten Mal durchgezogen und am Ende (und immer wieder zwischendurch) den Kopf geschüttelt. Ich weiß nicht, ob es an der deutschen Übersetzung liegt, oder die Originalfassung auch so emotionslos und plump daher kommt.Die Charaktere sind allesamt oberflächlich, zickig, gereizt, selbstverliebt und kaum auszuhalten. Einige davon tauchen (Gott sei Dank sympathischer) in der Serie auf.Carries Beziehung zu Mr. Big spiegelt nicht einmal ansatzweise das wider, was im Nachhinein auf die Leinwand projiziert wurde. Carrie ist ständig schlecht gelaunt, verkatert oder unter Drogen und eine echte Kratzbürste (im Buch wird sie sogar Biest genannt, was mich nicht wundert). Mr. Big bleibt an ihrer Seite, was mir ein Rätsel ist, aber bitte.Die Szenen wechseln so abrupt, dass ich mich teilweise gefragt habe, ob deren Erwähnung überhaupt nötig war. Insgesamt las sich das Buch eher wie ein Kinderaufsatz (nicht von den Themen her, sondern vom Schreibstil). Eine persönliche Stimme, wie man es von einer Kolumne erwartet, habe ich nicht wiedergefunden, stattdessen immer wiederkehrende Szenen, wo man sich anpöbelt und volllaufen lässt.*Zitat* Danach überredete Carrie alle, mit ihr ins Badezimmer zu gehen und Marihuana zu rauchen, und dann kamen alle wieder raus, und sie tanzte wild mit Mr. Big, und die Leute gingen zu ihnen hin und sagten: "Ihr zwei seid die besten Tänzer hier." *Zitat Ende* Abgesehen vom holprigen Satzbau waren die beiden auf einer Party ... Mit ALLEN Leuten in ein Badezimmer zu gehen, erscheint mir doch sehr schwierig (außer das Badezimmer hat die Größe eines Wohnzimmers).*Zitat* Um eins verließen sie die Party, und ein Haufen Leute kam noch mit in ihr Haus. Carrie trank und kiffte weiter, bis sie kaum mehr gehen konnte, dann schleppte sie sich ins Badezimmer, übergab sich und legte sich auf den Fußboden. Sie übergab sich wieder, und Mr. Big kam rein und versuchte, ihr den Kopf zu halten, und sie sagte: "Fffassmichnichan." Dann schleifte er sie ins Bett, aber sie stand auf und ging ins Badezimmer und übergab sich erneut. *Zitat Ende*Hier noch eine schöne Szene, die absolut die große Love-Story von Carrie und Mr. Big widerspiegelt: *Zitat* Abends gingen sie zum Essen ins Palm. Sie sagte etwas, und er sagte: "Das ist aber dumm." "Ach wirklich? Wie interessant. Dass du mich dumm nennst. Vor allem, wo ich klüger bin als du", sagte Carrie. Mr. Big lachte. "Wenn du das glaubst, dann bist du wirklich dumm." "Verarsch mich nicht", sagte Carrie. Sie lehnte sich über den Tisch und war plötzlich so wütend, dass sie nicht mehr wusste, wer sie war. "Wenn du mich verarschst, wird es mein besonderes Anliegen sein, dich fertigzumachen. Und ich bin noch dazu überzeugt, dass mir das riesigen Spaß machen wird." *Zitat Ende*Außerdem wechseln sämtliche Dialoge von einem Extrem ins andere. Als würden die Charaktere aneinander vorbeireden. Vieles erschien mir zusammengestoppelt, unvollständig oder schlecht übersetzt. Im Großen und Ganzen trifft es nicht einmal der Begriff "enttäuscht". Ich vergebe 1 von 5 Sternen und frage mich, ob ich irgendwas nicht verstanden habe.