Was viele von euch nicht wissen: Ich liebe, liebe, liebe gut geschriebene 1-Stern-Bewertungen oder negative Bewertungen generell. Ob das jetzt 1 Stern, 1,5 Sterne oder 2 Sterne sind, ist mir da nicht so wichtig. Gut geschriebene 1-Stern-Bewertungen halte ich für unterhaltsam und können die beste Werbung für ein Buch sein, so paradox sich das auch anhören möchte. Mir ist es nicht erst einmal passiert, dass ich nach dem Lesen einer negativen Bewertung ein Buch erst recht gekauft habe, weil ich gerade dadurch neugierig wurde. Falls du, meine liebe Leserin oder mein lieber Leser, also selbst Autorin oder Autor bist und gerade an einer negativen Rezension zu knabbern hast: Es gibt seltsame Leute wie mich, die vielleicht genau deswegen zu deinem Buch greifen werden. Noch ist nicht alle Hoffnung verloren.Als ich also dieses Buch hier auf Skoobe gesehen habe, musste ich es mir genau deswegen einfach ausleihen. Weltliteratur habe ich durchs Studium ja so einiges gelesen und in düsteren Stunden haben mir negative Bewertungen durch die Frustration geholfen, die einige Klassiker auch bei mir ausgelöst haben. Nur weil ich das studiere, heißt das noch lange nicht, dass ich jedes einzelne Drama der deutschen Literatur feiere. Viele habe auch ich selbst nicht unbedingt positiv bewertet. Ich denke nicht, dass wir ein Buch lieben müssen, nur weil da Klassiker drauf steht. Auch kritische Auseinandersetzungen sind meiner Meinung nach wichtig.Scheinbar wird das hier aber erwartet, dass jeder Klassiker, den ich in die Hand nehme, eine 5-Stern-Rezension verdient. Das vermittelt dieses Büchlein hier zumindest mir schon im Vorwort, das auf mich ziemlich herablassend wirkte. Von Elias Hirschl habe ich noch keine längeren Texte gelesen, dieses Vorwort machte zumindest mir nicht unbedingt Lust darauf, mich näher mit ihm zu beschäftigen.Durch diese Wahrnehmung des Vorworts wurde natürlich meine Sicht auf das restliche Buch geprägt. Hier finden sich leider keine unterhaltsamen Verrisse oder interessante Meinungen über Klassiker, sondern großteils leider nur Bewertungen ohne jeglichen literarischen Mehrwert. Sorry, aber Rezensionen darüber, dass ein Buch in einem schlechteren Zustand als angegeben geliefert wurde, muss ich nicht in einem Buch lesen. Hier und bei vielen anderen Rezensionen auf ähnlichem Niveau stellte sich mir schnell die Frage nach dem Sinn dieses Buches. Warum wurden genau diese Rezensionen ausgewählt? Ist es der Sinn hier wirklich, zu unterhalten? Oder sollen negative Bewertungen ins Lächerliche gezogen werden? Und falls es letzteres ist: Warum? Weil Lieferbedingungen statt das Buch an sich kritisiert wurden? Weil sich Rechtschreibfehler in ihnen finden? Weil Menschen Bücher kritisch lesen, bei denen das vielleicht gar nicht erwünscht ist? Wer bestimmt denn eigentlich, wie eine kritische Rezension auszusehen hat, was wir kritisieren dürfen und in welcher Art? Das sind Fragen, die die Lektüre dieses Büchleins bei mir ausgelöst hat.Schade, aber dieses Buch konnte mich gar nicht überzeugen.