Der inzwischen vierte Band aus der unterhaltsamen Reihe um die Detektivin wider Willen Penelope St. James, die wieder einmal im kleinen Ort Shaftesbury mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen hat, macht sehr viel Spaß.
Diesmal wird im Dorf ein Liebesbriefwettbewerb veranstaltet. Dazu müssen alle, die teilnehmen möchten, einen Liebesbrief in einer alten Eiche verstecken. Doch die Gewinnerin scheint bereits längst festzustehen, hat doch die betagte Greta Huntington-Dillinger schon jedes Jahr den Wettbewerb gewonnen. Aber das Schicksal verhindert ihren erneuten Gewinn, denn eines Tages liegt Greta tot unter besagter Eiche, sie fiel von der Leiter, deren Sprossen offensichtlich jemand angesägt hatte.
Penelope, seit dem letzten Band glücklich verheiratet mit dem Tierarzt Sam, lebt nun mit ihm, seiner kleinen Tochter Lilly und diversen nicht immer willkommenen tierischen Mitbewohnern in einem ehemaligen Bauernhaus. Im Zuge von Penelope gewünschter Umbaumaßnahmen wird im Anbau eine Wand eingerissen, wobei eine vor etlichen Jahren dort eingemauerte Leiche zutage gefördert wird.
Nun braucht es nicht einmal wie sonst die Aufforderung des umtriebigen Briefträgers, damit Penelope herausfinden will, wer der Tote ist, wie er zu Tode kam, warum und durch wen. Doch nicht nur das beschäftigt sie, die doch eigentlich nur eine Partneragentur betreibt. Gleichzeitig soll sie den Liebesbriefwettbewerb weiter organisieren, die Jury bilden und den Mord an Greta aufklären. Penelope ist also gut beschäftigt.
All das wird so munter und lebhaft erzählt, so voller Tempo, Witz und skurrilem Personal, dass man nur so durch die Seiten fliegt. Ständig ergeben sich neue Wendungen, ständig passieren neue Zwischenfälle und ständig hat fast die gesamte Dorfbevölkerung irgendetwas zu tratschen, wobei nicht jeder immer die Wahrheit sagt.
Dazu kommen herrlich absurde Begebenheiten rund um die stets wachsende Tierschar im Haushalt von Sam und Penelope, ungemein witzige Szenen beispielsweise nachts auf dem Friedhof und viele unglaublich komische Dialoge. Diese Dialoge sind es, die vor allem sehr viel Spaß machen. Mal reden alle aneinander vorbei, mal verursachen unklare Andeutungen lustige Missverständnisse.
So sorgen alle für viel unterhaltsames Chaos, zu dem auch die Kinder beitragen, die im Haus von Penelope ein und ausgehen. Denn Lilly bringt ihre Freunde mit, die zusammen mit den vielen Tieren reichlich Leben in die Bude bringen. Die Kinder sind ebenfalls wunderbar gezeichnet, nie werden sie kindisch oder gar süßlich dargestellt, sondern auch sie, wie alle anderen Figuren, voller Tempo, leichter Ironie und Humor.
Dabei kommt die Spannung nicht zu kurz, will man doch trotz all des Humors auch wissen, wer wen warum um die Ecke gebracht hat. Die Spuren werden mal ziemlich breit gelegt, ein andermal führen sie geschickt in die falsche Richtung. Auch wenn nicht immer alles logisch, nicht immer alles plausibel, manches etwas überzogen ist, so verschlingt man den Roman, voller Freude bei der Lektüre, voller Sympathie für all die verschrobenen Figuren. Mir gefiel dieser vierte Band noch mehr als die vorigen, die auch schon gelungen waren. Es scheint, als werde diese Reihe um Penelope St. James mit jeder Folge immer besser, so dass ich auf eine baldige Fortsetzung hoffe.
Emily Winston Der Mordclub von Shaftesbury: Die Tote fällt nicht weit vom Stamm
Aufbau Verlag, Mai 2025
Taschenbuch, 343 Seiten, 14,00 €