Ich habe Dark Romance erst kürzlich für mich entdeckt - und bin ehrlich gesagt überrascht, wie sehr mich dieses Genre sofort in seinen Bann gezogen hat. Auch wenn die Meinungen zu Haunting Adeline durchaus gespalten sind, hat bei mir letztlich die Neugier gesiegt. Und was soll ich sagen? Ich habe es keine Sekunde bereut.Gleich zu Beginn wartet das Buch mit einer ausführlichen Triggerwarnung auf - und das völlig zu Recht. Denn wer Dark Romance liest, sollte wissen, dass hier andere Maßstäbe gelten: härter, düsterer, intensiver. Wer sich darauf einlässt, erlebt eine Geschichte, die emotional aufwühlt, moralische Grenzen verschwimmen lässt - und dabei durch und durch fesselt.Zugegeben: Ich war zunächst skeptisch. Eine Liebesgeschichte mit einem Stalker als Love Interest? Zade betritt die Bühne als dunkle, gefährliche Figur - und doch hat er mich mit jeder Seite mehr für sich eingenommen. Denn hinter der düsteren Fassade steckt ein Mann, der mit seiner Organisation aktiv Frauen und Kinder aus Zwangslagen befreit - eine Art Robin Hood des Untergrunds, dessen Beweggründe nicht nur nachvollziehbar, sondern zutiefst menschlich sind. Dass ich für einen Stalker Sympathie empfand, hat mich selbst überrascht - aber genau das macht die Stärke dieses Buches aus: Es lässt niemanden kalt. Es wirft Fragen auf. Es rüttelt auf.Was mich ebenfalls vollkommen begeistert hat, war die Atmosphäre rund um Parsons Manor - das geerbte Anwesen von Addie. Die Autorin versteht es meisterhaft, mit Worten Bilder zu malen: Jedes Mal, wenn das Haus beschrieben wurde, fühlte ich mich, als würde ich durch knarrende Flure und dunkle Hallen streifen. Das Setting verleiht der Geschichte einen subtilen Grusel, der sie perfekt ergänzt.Ja, es dauert eine Weile, bis es spicy wird (ungefähr ab Seite 200), aber dann entfaltet sich eine sexuelle Spannung zwischen Addie und Zade, die intensiv und überwältigend ist. Die Chemie der beiden ist elektrisierend - und diese Energie überträgt sich mit jeder Zeile auf den Leser. Man kann sich dieser Anziehungskraft kaum entziehen, so sehr wird man in ihren Bann gezogen.Besonders gelungen fand ich die Perspektivwechsel zwischen Addie und Zade. Sie geben der Geschichte eine lebendige Dynamik, gewähren intime Einblicke in Gedanken und Gefühle und vertiefen die emotionale Verbindung zu beiden Figuren. Das sorgt für Tiefe und Authentizität - trotz (oder gerade wegen) der extremen Umstände.Der Schreibstil von H.D. Carlton ist flüssig, schnörkellos und dennoch eindrucksvoll bildhaft - ich konnte förmlich durch die Seiten fliegen. Für mich war es bereits das zweite Buch der Autorin, und wieder einmal hat sie es geschafft, mich mit einer Geschichte zu packen, die alles andere als gewöhnlich ist.Das Ende? Ein Cliffhanger, der es in sich hat. Aber das war angekündigt - und ich bin mehr als bereit, direkt zum zweiten Band zu greifen.Fazit: Haunting Adeline ist düstere Leidenschaft, moralische Zerrissenheit, knisternde Erotik und psychologische Tiefe in einem. Es ist ein Buch, das herausfordert, fasziniert und nicht mehr loslässt. Für alle, die sich auf das Genre einlassen wollen oder bereits verliebt sind: absolute Leseempfehlung!Ich freue mich riesig auf die Fortsetzung, die ich mir schon bestellt habe - und hoffe sehr, dass mich der nächste Band ebenso in Atem halten wird.