Autorin Hariett Drack ist Gerichtsreporterin und nimmt mich in diesem Buch mit zu den bizarrsten und spektakulärsten Kriminalfällen aus dem Kölner Landgericht. Sie beschreibt aber auch Fälle, bei denen ich immer wieder den Kopf geschüttelt habe. Soviel Dummheit bzw. soviel Kleinkram mit denen sich die Gerichte beschäftigen müssen.
Da sind z.B. die beiden Männer, die eine Psychologin entführen; ein Mann, der in einem abgehörten Selbstgespräch den Mord an seiner Frau zugibt, aber nicht belangt werden kann; eine Mutter, die keinen anderen Ausweg sieht, als sich und ihr Baby umzubringen oder eine Frau, die gleich zweimal versucht ihre Mutter aus Mitleid zu töten.
Alle diese Fälle sind so verstörend, haben mich so mitgenommen, dass ich nach jeder Geschichte erst mal eine kleine Pause einlegen musste, um das Gelesene zu verdauen.
Es gibt aber auch die anderen Fälle. Da ist z.B. der total uneinsichtige Vater, der weder Unterhalt zahlt, noch sich an das Kontaktverbot hält; eine Influencerin, die auf ihrer Suche nach einer schnellen Story mit vielen Likes das Persönlichkeitsrecht zweier Ordnungshüter verletzt; eine Hundehalterin, die für ihren Rottweiler eine aufwendige Rehabehandlung erstreiten will oder ein junger Kassierer, der an der Kasse eines Supermarktes auf das unmoralische Angebot eines Harzt-VI-Empfänger eingeht.
An diesen und 20 weiteren teils kuriosen, teils schwer zu ertragenden Fällen lässt mich die Autorin teilhaben und tief in die Psyche der Menschen auf der Anklagebank blicken. Sie erzählt sachlich und eindringlich von den Menschen, die hinter den Fällen stehen und ich bin hier und da geneigt, sogar Mitleid zu empfinden.
Ein Buch mit Fällen, die mich erschüttert und gefesselt haben. Über andere konnte ich sogar ein bisserl schmunzeln. Fälle, bei denen ich mir auch die Frage nach der Schuld und der Verantwortlichkeit der Angeklagten gestellt habe. Ein Buch, das mich trotz aller Schrecklichkeiten auch sehr gut unterhalten hat.