Meine MeinungDieses Buch hat mich wirklich von der ersten Seite an gepackt! Der Einstieg ist dramatisch und emotional zugleich: Während der festlichen Thanksgiving-Parade in New York verschwindet die dreijährige Kiera Templeton spurlos vor den Augen ihrer Eltern und einer riesigen Menschenmenge. Diese Vorstellung allein ist schon beklemmend genug, aber Javier Castillo schafft es, diese Verzweiflung und Hilflosigkeit so intensiv zu schildern, dass ich sofort mit den Eltern mitgelitten habe. Ihr Schmerz, ihre Ungewissheit, ihr Ausharren all das ist unglaublich gut und glaubwürdig dargestellt.Was das Buch besonders spannend macht, ist die ungewöhnliche Erzählweise: Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen und wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Vor allem die Figur der Journalistin Miren Triggs hat mich beeindruckt. Sie ist hartnäckig, neugierig, mutig aber auch zutiefst menschlich. Man spürt bei ihr das persönliche Bedürfnis, Gerechtigkeit zu finden, und das macht sie zu einer sehr starken, vielschichtigen Hauptfigur. Während die Polizei die Suche nach Kiera längst aufgegeben hat, bleibt Miren dran auch gegen Widerstände und Zweifel.Besonders unheimlich fand ich die jährlich erscheinenden Videos, in denen man Kiera in einem unbekannten Zimmer mit einem Puppenhaus sieht. Diese wiederkehrenden Aufnahmen haben für mich eine fast schon psychologische Beklemmung erzeugt. Jahr für Jahr taucht ein neues Video auf und man fragt sich ununterbrochen: Wo ist dieses Mädchen? Wer schickt die Videos? Und warum? Diese Fragen treiben die Handlung stetig voran und sorgen für eine kontinuierliche Spannung, die sich bis zum Ende hält.Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, dennoch schafft der Autor es, eine düstere, melancholische Grundstimmung aufzubauen, die perfekt zur Thematik passt. Die Atmosphäre ist dicht und zieht einen vollkommen in die Geschichte hinein. Auch die Schauplätze das winterliche New York, das geheimnisvolle Zimmer, sind lebendig und bildhaft beschrieben.Ein kleiner Wermutstropfen waren für mich die vielen Zeitsprünge. Auch wenn sie der Handlung zusätzliche Tiefe geben, haben sie mich anfangs etwas verwirrt, besonders, wenn die Übergänge zwischen den Kapiteln sehr abrupt waren oder die Perspektive wechselte. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran, und es wird klar, dass diese Struktur wichtig ist, um das ganze Ausmaß der Geschichte zu verstehen.Insgesamt ist "Das Mädchen im Schnee" ein packender, emotionaler Thriller, der unter die Haut geht. Er lebt von einer clever konstruierten Handlung, starken Charakteren und einer ständigen, fast unheimlichen Spannung. Wer Thriller liebt, bei denen man mitfühlen, mit rätseln und mit fiebern kann, ist hier genau richtig. Ein psychologischer Thriller mit Tiefgang, Herz und Gänsehautmomenten ein absoluter Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte!