Meine Rezensionen findet ihr auch auf https://mrspaperlove.blogspot.com"Tu dir gut" wurde von keiner Fachperson geschrieben, sondern von einer Bloggerin, die selbst unter Depressionen gelitten hat und dadurch in Berührung mit dem Thema Selbstfürsorge gekommen ist. Und in diesem Buch will sie ihre Erfahrungen an andere Menschen weitergeben, was grundsätzlich sehr lobenswert ist.Was mir beim Lesen direkt aufgefallen ist, ist der Umstand, dass es ziemlich lange dauert, bis man an die praxisbezogenen Tipps zur Umsetzung von Selbstfürsorge im Alltag kommt. Ich hatte den Eindruck, dass die ersten 80 Seiten viel Vorgeplänkel waren, in denen die Autorin viel schreibt, ohne wirklich etwas Relevantes zu sagen, denn eigentlich will sie zunächst nur deutlich machen, was Selbstfürsorge eigentlich ist und weshalb sie so wichtig ist. Das macht sie aber für meinen Geschmack etwas zu ausufernd, sodass ich mich immer wieder beim Querlesen ertappt habe.Die langersehnten Praxistipps zur Umsetzung erscheinen dann irgendwann auch tatsächlich und sie sind durchaus alltagsnah, wirken aber entgegen dem Versprechen auf dem Cover eines "Selbstfürsorge-Projekts" etwas planlos und willkürlich zusammengewürfelt. Viele der Tipps waren mir zu allgemeingültig und lasen sich - passend zum Jahreswechsel - wie die typischen Neujahresvorsätze: Du solltest mehr Wasser trinken. Du solltest mehr auf deine Gesundheit achten. Du solltest weniger Zeit am Handy verbringen. Du solltest auch mal Nein sagen. Und so weiter, und so fort...Mir ist durchaus bewusst, dass man das Rad beim Thema Selbstfürsorge nicht neu erfinden kann (und auch nicht muss), aber ein bisschen differenzierter hätte es für meinen Geschmack sein dürfen, denn ich denke, diese generischen Ratschläge sind allseits bekannt und helfen im konkreten Fall nicht unbedingt weiter - gerade wenn man unter einer Depression leidet.Das Buch ist auch immer wieder mit Kritzeleien und Illustrationen geschmückt, die wohl als Arbeitsblätter für eine Selbstreflexion dienen sollen. Meistens handelt es sich um Felder zum Ausfüllen zu Fragen wie "was gibt mir Kraft?" oder "was hindert mich daran, sich um mich selbst zu kümmern" oder ähnlich. Im Grunde wären diese Arbeitsblätter eine gute Idee und bringen Abwechslung in das textlastige Buch rein, nur leider werden sie ohne jegliche Instruktion willkürlich in die Kapitel hineingeworfen, ohne dass sie direkt Bezug auf das nehmen, was zuvor behandelt wurde. Das hat einmal mehr etwas konzeptlos und unstrukturiert auf mich gewirkt.Grundsätzlich begrüsse ich Bücher zum Thema Selbstfürsorge, aber hier wurde für meinen Geschmack viel geschrieben, ohne wirklich etwas Neues zu sagen und über generische 0815 Ratschläge hinauszugehen. Man merkt, dass die Autorin keine Fachperson ist - das ist zwar nicht immer ein Qualitätsmerkmal, aber da ich erst vor kurzem ein Buch einer Psychotherapeutin zu dem Thema gelesen habe, kann ich im direkten Vergleich sagen, dass mir das andere Buch deutlich besser gefallen hat, weil es nicht nur mit Quellenangaben zu wissenschaftlichen Grundlagen untermalt war, sondern auch einer klaren Struktur gefolgt ist. Hier hatte ich eher den Eindruck, als würde ich einem typisch amerikanischen Selbsthilfe-Guru zuhören, der viel sagt, ohne dass man Ende wirklich mehr weiss.Fazit:Selbsthilfebücher sind Geschmackssache und ich bin sicher, dass es auch Menschen gibt, die sich von Hardy und ihrem Buch angesprochen und gut begleitet fühlen. Nur ich gehöre nicht dazu und werde das Buch auch nicht in die Liste meine Literaturempfehlungen aufnehmen, weil mir zu wenig Handfestes dabei war. Von mir gibt es 2.5 Sterne.