"Opfer Nummer 11" erzählt die Geschichte von Hannah Allen, die vor zehn Jahren ihrem Entführer, dem Serienmörder Peter Harris, entkommen ist. Inzwischen hat sie sich ein neues Leben aufgebaut, doch die Schatten der Vergangenheit begleiten sie weiterhin. Alte Ängste, Unsicherheit und das Ringen um Normalität prägen ihren Alltag und doch hat sie den Entschluss gefasst, die Selbsthilfegruppe "Die Vertrauensschwestern", die ihr in den letzten 10 Jahren dabei geholfen hat, das, Trauma, das sie erlebte zu verarbeiten, zu verlassen. Doch dann erreicht sie die Nachricht, dass es weitere Opfer gibt, die nach dem Vorbild ihres Peinigers Peter Harris misshandelt und getötet wurden, ein Nachahmer treibt sein Unwesen und Hannah weiß, eigentlich soll sie sein Opfer sein.Der damalige Ermittler, Detective Conrad, ermittelt auch in den neuen Mordfällen und er versucht alles Hannah zu schützen.Was mich besonders angesprochen hat, ist die Art, wie die Autorin Hannahs Figur zeichnet. Sie ist keine eindimensionale Überlebende, sondern ein komplexer Mensch mit Brüchen, Widersprüchen und stiller Stärke. Ihre Verletzlichkeit wirkt nie aufgesetzt, sondern echt und genau das macht sie so greifbar. Man spürt, wie schwer es ist, sich nicht auf die Opferrolle reduzieren zu lassen, und wie viel Kraft es kostet, ein Stück Selbstbestimmung zurückzugewinnen, das gilt auch für die anderen Frauen in der Selbsthilfegruppe, deren Schicksale so grausam sind, das sie kaum in Worte zu fassen sind und doch müssen sie sich teilweise mit Vorwürfen auseinandersetzen, die ihnen bewusst oder unbewusst die Schuld an dem was geschehen geben. Sie müssen lernen, dass sie niemals schuld sind, egal wo ihr Weg sie an dem Tag hinführte, egal welche Art Kleidung sie trugen. Sie tragen keine Schuld.Die psychologischen und sozialen Folgen ihrer Gewalterfahrung werden mit bemerkenswerter Tiefe beschrieben. Dabei verliert die Geschichte nie den Spannungsfaden: Immer wieder gibt es Momente, in denen man mitfiebert, ob Hannah den nächsten Schritt schafft oder ob die Vergangenheit sie einholt.Das Ende hat mich überrascht. Gerade als ich dachte, die Auflösung sei absehbar, kam ein Twist, der die Handlung noch einmal auf den Punkt bringt und dem Buch ein stimmiges, nachhallendes Finale verleiht."Opfer Nummer 11" ist ein fesselnder, zugleich bedrückender Roman, der nicht auf Schockeffekte setzt, sondern auf psychologische Wahrhaftigkeit. Besonders wertvoll finde ich, dass er die Perspektive der Opfer konsequent in den Mittelpunkt stellt, ein Aspekt, der in Thrillern oft zu kurz kommt.