Ich habe Schneemann mit großer Spannung gelesen und war von der ersten Szene an gefesselt. Die Idee, dass ein Schneemann jedes Mal am Tatort auftaucht, ist schlicht genial, unheimlich, bildhaft und sofort präsent. Nesbø versteht es, aus dieser scheinbar harmlosen Figur ein Symbol für Angst zu machen.Der Fall selbst ist komplex, vielschichtig und voller falscher Fährten. Harry Hole wirkt hier angeschlagen, müde, aber immer noch besessen davon, den Täter zu finden. Gerade diese Zerrissenheit macht ihn interessant. Er macht Fehler, zweifelt, denkt quer.Die Atmosphäre ist dicht. Kälte, Dunkelheit und die Stille des norwegischen Winters ziehen sich durch jede Seite. Man spürt förmlich, wie sich die Spannung langsam aufbaut, bis sie kaum auszuhalten ist.Allerdings hat das Buch auch Längen. Der Anfang ist etwas unübersichtlich, viele Figuren tauchen gleichzeitig auf, und manche Erklärungen im Mittelteil wiederholen sich. Gegen Ende zieht das Tempo dann deutlich an, und die Auflösung ist stark, wenn auch leicht vorhersehbar.