Kurz vor Weihnachten infiziert sich ein Laborant in der schottischen Biotechnologiefirma Oxenford Medical mit dem hochgefährlichen Virus Madoba¿2 - ein tödliches Ebola¿Surrogat mit 100¿% Sterblichkeit. Sicherheitschefin Toni Gallo muss rasch handeln, um eine Panik abzuwenden. Zugleich plant der süchtige Sohn des Firmenchefs, Kit Oxenford, in das Hochsicherheitslabor einzudringen und entweder Serum oder das Virus zu stehlen. Während ein Schneesturm das Land lahmlegt, entspinnt sich ein Wettlauf gegen die Zeit..."Eisfieber" von Ken Follet präsentiert sich als klassischer Katastrophen-Thriller: Hochansteckender Virus, über Weihnachten eskalierende Lage und familiäre Intrigen. Der Spannungsbogen setzt schnell ein, die ersten Kapitel sind effektiv gesetzt. Allerdings empfand ich die Mitte des Buches als deutlich träger: Die Handlung versandet in zwischenmenschlichen Beziehungen und Liebesplot, die mir konstruiert wirkten und den Fluss stocken ließen. Erst im letzten Drittel zieht Follett das Tempo wieder an, liefert ein dichtes Finale mit überzeugender Action und Aufklärung. Insgesamt habe ich das Buch als solide Thriller-Erzählung empfunden - nicht Ken Folletts stärkste Leistung, aber in den entscheidenden Momenten wirkungsvoll.Ich empfand Toni Gallo als die zentrale Figur mit Profil - kompetent, entschlossen, nahbar. Sie agiert aufgrund ihrer polizeilichen Ausbildung nachvollziehbar und emotional dicht - ihre Rolle hat mich überzeugt, besonders in der Balance von Pflichtbewusstsein und Empathie. Kit Oxenford hingegen wirkte mir zu stereotyp: schuldengeplagt, rebellisch, egoistisch - seine Motive erschienen zu eindimensional. Die Nebenfiguren wie der Patriarch oder die Gangsterbande bleiben ebenfalls flach - eher funktional zur Spannung als Charaktertiefe speisend. Der Schauplatz - ein eingeschneites, abgelegenes Anwesen - steigerte die Atmosphäre wirkungsvoll, verstärkte das Gefühl der Isolierung und Gefahr. Ich sehe "Eisfieber" als temporeichen Virusthriller mit klassischen Ken¿Follett¿Elementen: Verzweifelung, Familienkonflikte, Festhalten an Spannung in widriger Umgebung. Auch wenn das Setting gut funktioniert, wirkte die Mitte des Romans auf mich zu gemächlich, durch teilweise eindimensionale Figuren und überdehnte Liebesstränge. Die thematische Aktualität - besonders Pandemierisiken und Biolab-Szenarien - verleiht dem Roman im Rückblick eine beklemmende Relevanz.