Psychologisch dicht, still bedrohlich und emotional stimmig ¿ ein starker vierter Band, der seine Figuren an ihre Grenzen führt.
"Schattengänger" führt die Reihe genau dort fort, wo sie emotional am stärksten ist: im Inneren der Figuren. Nicht der Lärm, nicht die Action - sondern die feinen Risse in Menschen, die versuchen, ihren Alltag zusammenzuhalten, während etwas Dunkles immer näher rückt.Was mich an diesem Band besonders fasziniert hat, ist die stille, unterschwellige Bedrohung, die in jedem Kapitel mitschwingt. Nicht laut, nicht überzeichnet, sondern psychologisch glaubwürdig. Gerade Manuel als Täter entfaltet sich behutsam - sein Wahnsinn wächst leise, fast nachvollziehbar, und genau das macht ihn so gefährlich.Imke kämpft mit Angst, Schuld und der Sehnsucht nach Normalität. Ihre Art, das Erlebte ins Schreiben zu tragen, wirkte auf mich wie ein Versuch, Kontrolle zurückzuerlangen - ein Schutzschild aus Worten. Gleichzeitig bricht ihre Verletzlichkeit immer wieder durch, besonders in den Momenten, in denen sie Bert näherkommt. Die beiden tragen schon seit Band eins eine Verbindung in sich, und hier beginnt sie endlich Form anzunehmen.Jette dagegen zeigt eine andere Art von Stärke. Sie wächst in Situationen hinein, die sie eigentlich überfordern müssten, und gerade am Ende spürt man, wie viel in ihr gereift ist. Die Frage um Luke bleibt für mich ein Rätsel - bewusst oder unbewusst, aber etwas an ihm bleibt unklar. Das verstärkt die Spannung, nimmt ihr aber auch etwas an Schärfe.Ein kleiner Kritikpunkt bleibt: Der Einbruch aus Band zwei wird wieder nicht aufgegriffen. Gerade in einem Band, der sich um Stalking dreht, wäre das erzählerisch ein starkes Bindeglied gewesen. Schade, dass dieser Faden offen bleibt.Trotzdem: Der Roman überzeugt. Durch Atmosphäre, durch die Psychologie, durch den Mut, nicht alles auszuerklären.<br data-start="2354" data-end="2357">Für mich ein starker vierter Band - intensiv, nahbar und bedrückend auf die leise Art, die ich an dieser Reihe so schätze.