Heißer Krimi in kalter Gegend
Man muss mit dem Schauplatz anfangen: Grönland. Was Besonderes. Dann auch noch von einem deutschen Autor. Mutig - gelungen. Sehr gelungen. Der Autor weiß, wovon er schreibt und bringt seinem Publikum diese Insel nahe. Sehr nahe. Vielleicht muss man den Krimi allein wegen Grönland lesen. Politisch hochaktuell, gerade auch, weil sich D. Trump die Insel gern einverleiben würde. Obwohl Dänemark sie behalten will. Aber die Inuit am liebsten selbstbestimmt leben würden. - Climate Change lässt das Eis schmelzen und damit erwachen Begehrlichkeiten, politisch, motiviert durch Rohstoffvorkommen. Das alles erzählt der Autor kundig und engagiert, doch er erzählt es eher nebenbei. Denn "Eisrausch" ist ein Krimi. "Thriller" steht auf dem Cover, und ja, es gibt viele Thriller-Elemente. DER Typ im Roman ist John Kaunak. Ein spannender Charakter, zweifelhafte Vergangenheit als "Haudrauf"-Polizist, nach Grönland weggelobt. Dort wird er Sicherheitschef in einem Bergbaubetrieb. Es geht um Seltene Erden - auch so eine hochaktuelle Zutat. Und ja, John Kaunak gerät in Gefahr. Große Gefahr. Also Thriller.Eben nicht ganz. Denn trotz feuriger "James-Bond-Einlage" und "Mission-Impossible"-Sequenzen ist es ein Kriminal-Roman. Ein Roman über Grönland und seine Menschen, ein Roman über diesen John Kaunak, den man einfach mögen muss, ein Roman über das Drama des schmelzenden Eisschildes, ein Roman über die Hybris der Konzerne, denen Money über alles geht. Es ist auch ein Roman über einen alten traditionellen Jäger auf dem Eis und ein Roman über Schlittenhunde. Es ist ein Roman über Umweltaktivisten und die Zweischneidigkeit von "umwelt-missionarischem" Eifer. Man will unbedingt und andauernd weiterlesen - eben ein "Thriller"? Ja und nein. Ein "Pageturner", ein vielschichtiges Buch. Schlicht und einfach: ein toller Kriminalroman.