Gerade Akutagawas frühe Erzählungen haben einen düsteren Grundton, der ins Fantastische überleitet und mythologische Elemente besitzt - dahingegen sind die späteren Erzählungen realistischer und gesellschaftskritischer geformt. Dementsprechend geschieht ca. mittig im Erzählband ein Bruch, der verwirrend wirken kann.
Bemerkbare Veränderungen in seinem Stil und Inhalten gegen 1919 waren mit dem korrespondierenden Verfall seiner eigenen geistigen Gesundheit verbunden. Im Gegenspiel zum realistischen Grundton und zunehmenden Anlehnungen zu zeitgenössischen Ereignissen ließen die Erzählungen mehr inhaltliches offen, blieben des Öfteren fragmentarisch und beinhalten kausalische Unklarheiten, die im Leser eine Verwirrung auslösen können.
Verehrer der japanischen Kultur und Literatur werden in diesem Erzählband ein multifacettiertes Juwel vorfinden, in welches es sich mit Sicherheit lohnt, zu vertiefen. Doch kann "Rashomon" nicht in einem Zug oder in einer Woche verschluckt werden - eine langatmigere Lektüre in mehreren Schritten lohnt sich eher.
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