Magisterarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Note: 2, 1, Helmut-Schmidt-Universitä t - Universitä t der Bundeswehr Hamburg (Professur fü r Neuere Sozial- und Wirtschaftsgeschichte unter besonderer Berü cksichtigung der Technikgeschichte und des technologischen Wandels im industriellen Zeitalter), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Firma Krupp hatte schon im Dritten Reich eine lange Tradition, der sie die zweifelhafte Ehre verdankte, als Waffenschmiede des deutschen Volkes , Deutschlands Kanonenkö nige oder als Rü stungsschmiede des Reiches dargestellt zu werden. Auf deutscher Seite galten Firma und Familie Krupp als vorbildlich und patriotisch, auf der Seite der Gegner als Verkö rperung von Hochmut und Angriffsgeist.
Firma und Familie haftete ein Krupp-Mythos an, der unter anderem dazu fü hrte, dass nach dem Zweiten Weltkrieg der Inhaber der Firma, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach stellvertretend fü r seinen Vater in den Nü rnberger Kriegsverbrecherprozessen zu Enteignung und Festungshaft verurteilt wurde, ein Urteil, das obwohl wenige Jahre spä ter aufgehoben, von bemerkenswerter Hä rte war. Dieses Urteil drü ckt klar die Ü berzeugung aus, dass die Industrie, insbesondere die Rü stungsindustrie, einen Teil der Schuld sowohl am Regime als auch am Zweiten Weltkrieg trage. Die Theorien, welche die Industrie und Krupp als Steigbü gelhalter Hitlers darzustellen versuchten, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg weiter gesponnen und trieben ihre wohl farbenprä chtigsten Blü ten in den Werken William Manchesters, bis sie vor nicht allzu langer Zeit wissenschaftlich wiederlegt wurden. Firma und Familie Krupp haften wohl aufgrund ihrer wechselhaften Geschichte ein Mythos an, der einige Autoren in der Krupp- Dynastie gar nach den Wurzeln des deutschen Nationalcharakters suchen lä sst. Im Zuge der seit den 1980er Jahren immer beliebter werdenden mikroö konomischen Studien zur Geschichte des Dritten Reiches ist es an der Zeit, sowohl das von Krupp ü berlieferte Geschichtsbild als auch die verwandte Methode der Geschichtsschreibung zu hinterfragen. Einen ersten Anstoß in diese Richtung liefert Werner Abelshauser, der durch seine Fragestellung Krupp-Rü stungsschmiede der Nation? darauf hinweist, dass bei genauer Betrachtung des vorhandenen Zahlenmaterials zu Umfang und prozentualem Anteil der im Hause Krupp erzeugten Rü stungsgü ter das ü berlieferte Bild zumindest fraglich wird.