Ein Sommerroman voller Wärme, Neuanfang und Borkum-Flair. Seit Jahren lese und liebe ich die Romane von Sylvia Lott. Gut recherchierte Geschichten, die Gegenwart und Vergangenheit miteinander verbinden, sind ihr Markenzeichen. Ddiesmal entführt sie uns wieder auf den schönsten Sandhaufen der Welt: Borkum. Borkum ist meine Lieblingsinsel. Die Natur ist hier einzigartig und die Seeluft tut so gut, denn hier herrscht Hochseeklima. Mareike startet nach ihrer Scheidung einen Neuanfang. Sie muss auf der Insel Fuß fassen, doch genau das fällt ihr zunächst schwer. Ihre Nachbarin Alwine ist ihr dabei eine große Hilfe. Als der Biologe Tibo in ihr Leben tritt, weil er von ihren Duftwicken begeistert ist, entsteht ein zartes Band. Alwine erzählt den beiden von Anni, der Vorbesitzerin von Mareikes Häuschen. Anni hatte ein bewegtes Leben, denn sie war Vorleserin bei einer englischen Lady zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Damals lobte die Daily Mail einen Wettbewerb für den schönsten Wickenstrauß aus, und genau daran beteiligte sich Anni. Doch es geht um so viel mehr: um Journalismus, um die Frauenbewegung, genauer gesagt um die Suffragetten, um das Landleben des Adels und um das Gärtnern, das den Briten heilig ist. Die Protagonistinnen sind fein gezeichnet, sie haben Ecken und Kanten und entwickeln sich weiter, dass mochte ich sehr. Auch der Schreibstil der Autorin lässt keine Wünsche offen. Der auktoriale Erzähler führt gut durch die Geschichte. Einzig zu Beginn hatte ich ein kleines Problem mit den vielen Figuren in Annis Erzählstrang. Hier brauchte ich etwas Zeit, um die Protagonisten zu sortieren, doch das legte sich im weiteren Verlauf schnell. Besonders hervorheben möchte ich das wunderbar eingefangene Flair der Insel. Sehenswürdigkeiten und viele besondere Orte werden erwähnt, und man spürt die Liebe der Autorin zu diesem Landstrich. Gleichzeitig greift sie auch aktuelle Themen auf, wie den Naturschutz, die geplanten Gasbohrungen und die damit verbundenen Demonstrationen. Wir Menschen haben eine Aufgabe: die Natur zu bewahren und zu respektieren. Sie weiter auszubeuten gehört definitiv nicht dazu. Für mich ein rundum gelungener Roman, den ich sehr gerne gelesen habe und allen empfehlen kann, die einen Inselurlaub lieben oder gerne Geschichten über Frauen auf zwei Zeitebenen lesen.