Was für ein sommerlich leichter, zugleich aber auch gefühlvoller Roman! "Insellicht und Wellenglück" von Tina Martens hat mich sofort mit seiner warmherzigen Atmosphäre eingefangen und von einem längst überfälligen Urlaub an der Nordsee träumen lassen.Erzählt wird aus der Perspektive von Nele, die ihrer Familie im Hotel 'Strandrose' auf Juist unter die Arme greift. Ihr Bruder Ole und seine Frau Marie erwarten nämlich Nachwuchs - riesengroße Freude! ... doch fürs Hotel bedeutet das natürlich eine Herausforderung. Klar, dass Nele einspringt - obwohl ihre Mitarbeit im Familienbetrieb einst der Grund für eine bittere Enttäuschung gewesen war.""Und nun kommt ausgerechnet diese Brunner auf die Insel."" Die gefeierte Schlagersängerin Rosemarie Brunner reist samt Filmcrew und Familie (und diversen Sonderwünschen) an, um eine Doku über ihr bewegtes Leben drehen zu lassen. "Schon jetzt fragte ich mich, wer sich als die schwierigere Künstlerseele entpuppen würde: Rosemarie Brunner mit ihren Allüren oder der Regisseur, der sich aufführte, als drehten wir hier einen Blockbuster, der ins Rennen um die Oscars gehen sollte."Zwischen all dem Trubel gibt es jedoch auch leisere, gefühlvolle Momente: Nele und Adrian, Rosemaries (- verheirateter -) Sohn, spüren von Anfang an eine Anziehung. Nicht nur, dass das verhängnisvolle Knistern zwischen ihnen nicht verschwinden will - auch die ominöse Vergangenheit von Adrians verstorbenem Vater sorgt für zusätzliche Spannung.Ich musste bei der Szene, in der Nele zum ersten Mal Adrians Frau begegnet, direkt an den Song "Ironic" von Alanis Morissette denken, in dem es heißt: "It's meeting the man of my dreams | And then meeting his beautiful wife" ... denn Nadja, Rosemaries Schwiegertochter und Adrians Gattin, ist eine Frau, "die einem dieser Haarspray-Werbespots aus den Neunzigern entsprungen sein konnte. Blond, schlank, hochgewachsen, die Löwenmähne fiel ihr über die Schultern. Juist, dreißig Grad, die Sonne brennt, hallte es ganz automatisch in meinem Kopf. Das Haar ist geschützt. Sie war die Art Frau, nach der sich die Männer auf der Straße umdrehten, wohl wissend, dass sie nicht in ihrer Liga spielten." Einziger Wermutstropfen: Speziell Nadja wirkte auf mich zu überzeichnet und stereotypisch. Besonders gern hingegen mochte ich Neles besten Freund Joost. Alle in ihrem Bekanntenkreis wollen Nele mit ihm verkuppeln bzw. sind der Meinung, die zwei würden perfekt zueinander passen - aber es funkt einfach nicht. Ich fand es richtig erfrischend zu lesen, wie die beiden damit umgehen und dass dieser Punkt nicht negativ ausgeschlachtet wird. "Er fühlte [...] genauso wie ich. Wir waren uns so ähnlich, genau wie es alle immer behaupteten. Nur eben nicht auf die Weise, wie es unser Umfeld gerne hätte."Insgesamt liebe ich alles an der Storyidee - ein bisschen Star-Wirbel hier, eine Forbidden Romance da ... und all das vor malerischer Küstenkulisse.¿¿¿¿¿: Ein wunderbarer Sommerroman, voller Inselflair, Familienbanden und Herzklopfen. Tina Martens schreibt gewohnt locker, bildhaft und charmant - perfekt für alle, die sich für ein paar Stunden auf die Insel Juist träumen wollen.