Holmes und die Vampire - das gibt es nicht erst seit qualitativ höchst unterschiedlichen Mystery-Crossovern, in denen der skeptische Detektiv auf übernatürliche Phänomene stößt. Die Doyle-Kurzgeschichte "Der Vampir von Sussex" behandelte bereits ein entsprechendes Verbrechen, das sich auf natürlich Ursachen zurückführen lässt. Entsprechend hoch ist die Erwartungshaltung im Fall dieses Buches. Ein Filmklassiker wird gedreht und dann ist mit Jack the Ripper auch noch der berüchtigste Serienmörder der Geschichte beteiligt.Wolfgang Schülers Holmes-Pastiches zeichneten sich bisher vor allem durch einen gut recherchierten historischen Hintergrund aus. Ob in diversen deutschen Großstädten zur Kaiserzeit oder an Bord der Lusitania - dieser Teil ist in der Regel kein Problem. Zusätzlich hat er in Anthologien wie "Sherlock Holmes und die Drachenlady" durchaus Kanon-taugliche Kurzgeschichten abgeliefert. Allerdings mangelt es dem vorliegenden Fall ausgerechnet an Spannung und Logik.Schon am Anfang, als sich Holmes und Watson auf Helgoland befinden, tut sich nur wenig, was für den späteren Fall interessant wäre. Kurz davor führt ein dilettantischer Jack the Ripper noch Inspektor Lestrade höchst erfolgreich an der Nase herum, dieser Handlungsfaden und die Jagd auf den Killer wird aber erst sehr viel später wieder nachvollziehbar aufgegriffen.In Berlin angekommen ergeht sich Schüler in Nachstellungen tatsächlicher oder vermuteter historischer Szenen am Rande der Dreharbeiten von Friedrich Wilhelm Murnaus "Nosferatu", bei denen Holmes und Watson eher Beobachter sind. Dass es Jack the Ripper, ähnlich wie einst Professor Moriarty gelingt, Holmes erfolgreich an der Nase herumzuführen, ist ein spannender Gedanke, der hier allerdings nur zu einer unnötigen Dehnung der Geschichte führt.Wichtige Entwicklungen geschehen eher nebenbei, Holmes legendäre Deduktionen haben gründlich nachgelassen und die schlussendliche Enthüllung des Rippers haben Krimi-erfahrene Leser vermutlich bereits gewittert. Der "Abgesang" auf den letzten Seiten enthält noch einmal viele interessante Informationen zu "Nosferatu", erwecken allerdings den gleichen Eindruck wie die letzten Schüler-Krimis: Sie sind vor allem eine Hommage auf die Zeit in der sie spielen und die darin stattfindenden Ereignisse. Holmes und Watson haben darin eigentlich nichts verloren.Seitenzahl: 290Format: 11,8 x 18 cm, TaschenbuchVerlag: KBV