Meine Eindrücke zu Queen of Blood and Night von Yvonne Westphal:
Handlung:
In den Schatten verborgen sind Vampire schon lange nicht mehr, denn sie leben mitten unter den Menschen und manipulieren sie nach Lust und Laune. Alyssa, die Prinzessin der Vampire, kann sich mit dieser Situation nicht arrangieren. Sie glaubt daran, dass die Menschen sich genug weiterentwickelt haben, um eine symbiotische Existenz einem Krieg vorzuziehen - wenn man ihnen denn die Wahl lassen würde.
Um ihrem kontrollsüchtigen Vater mit Gottkomplex wenigstens für ein paar Stunden zu entkommen, schleicht sie sich aus dem Anwesen und betreibt Recherchearbeit in einer Bar, in der Vampire und Menschen gemeinsam feiern. Als sich ihre Augen mit denen des Barkeepers treffen, scheint es so, als ob ihre Welt aus den Angeln gehoben worden wäre. Lincoln Gabriel ist alles, was sie sich von den Menschen erhofft hat und gleichzeitig alles, was sie sich bei einem Mann wünscht.
Alyssa ist die schönste, aufregendste und unwiderstehlichste Frau, die Lincoln je getroffen hat und mit jeder weiteren Sekunde ist er sich sicherer, dass er sie nicht mehr aus seinem Kopf bekommen kann.
Wie zufällig scheinen ihre Leben bereits an verschiedenen Stellen miteinander verwoben zu sein - bis es eben doch keine Zufälle mehr sind.
Eine jahrhundertealte Prophezeiung, ein verborgener Krieg, der sich blutig durch die Geschichtsschreibung zieht und ein ewiges Band, wo keines sein dürfte, verbinden Alyssa und Lincoln auf schicksalhafte Weise.
Welchen Weg wählt man, wenn man keine Wahl hat?
Schreibstil:
Dies ist das zweite Buch, das ich von Yvonne lese und ich liebe ihren Schreibstil. Sie versteht es meisterlich, schnelle und dynamische Szenen zu schreiben, aber auch Momente auszukosten und ihre Lesenden in süßer Qual etwas zappeln zu lassen. Die verschiedenen Charaktere/Figuren sind anhand der Art, wie sie geschrieben sind, immer zu unterscheiden und deren Ausdrucksweise passt immer zu ihren jeweiligen Persönlichkeiten und Hintergründen.
Mittlerweile bin ich mir auch sicher, dass Yvonne die Queen of Banter sein muss, denn das Hin und Her zwischen den Protagonisten ist so fantastisch, dass es mich jedes Mal mitreißt.
Von sprühendem Witz und Charme, bis zu knisternder Erotik und hin zu herzzerreißendem Schmerz ist alles dabei.
Charaktere:
Alyssa ist selbst in der Welt der Vampire eine Rarität und wird als die wahrgewordene Prophezeiung des Vampirpropheten angesehen. Doch anstatt sich in ihren Privilegien als Vampirprinzessin zu verlieren, hat sie eine ganz eigene Sicht auf die Bräuche der Vampire entwickelt. Sie möchte die Vampire aus der Dunkelheit führen - metaphorisch gesprochen - und plädiert für ein Zusammenleben mit den Menschen, das auf Symbiose statt auf Zwang und Ausbeutung baut. Trotz der ständigen Herabwürdigung durch ihren Vater lässt sich Alyssa nicht von ihrem Vorhaben abbringen und versucht alles, um ihre These zu beweisen. Dabei zeigt sie eine Integrität, welche die restliche Vampirelite schmerzlich vermissen lässt. Sie ist eine sehr rational denkende, aber dennoch empathische und äußerst loyale Person, die ihre moralischen Werte auch im Angesicht von körperlichen und seelischen Qualen niemals verraten würde.
Lincoln ist ein absoluter Charmebolzen, der selbst mir die Knie weich werden lässt. Frauenrechte und Konsens sind für ihn keine leeren Worthülsen, oder Mittel, um als netter Kerl betrachtet zu werden. Um seine alleinerziehende Mutter unterstützen zu können, arbeitet er zwei Jobs - neben dem Barkeepern hilft er im Antiquitätenladen seines Nachbarns. Die Restauration der Antiquitäten ist seine große Leidenschaft. Im Laufe der Handlung wird jedoch klar, dass hinter Lincoln mehr steckt als man ahnt - mehr als er selbst ahnt.
Seine Mutter, seine Schwester und auch sein bester Freund scheinen ihm Dinge zu verschweigen und je mehr er sich in Alyssas Welt verstrickt, umso verwirrender werden die Zusammenhänge.
Salvatore Massimo di Ferrara ist der König der Vampire und ihr gottgleicher Retter - zumindest ist es das, was alle von ihm denken. In Wirklichkeit ist er nichts anderes als ein kriegstreiberrischer, manipulativer und despotischer Tyrann, der Alyssas Existenz als Rechtfertigung für seine Machtstellung missbraucht.
Dieser Antagonist ist so gut geschrieben, dass ich ihn leidenschaftlich hasse.
Nicht auf die Art, wie man Dolores Umbridge hasst, sondern mit einer gleichzeitigen Faszination, die ich bei Charakteren wie Hannibal Lecter empfinde.
Man weiß, dass diese Charaktere böse und verabscheuungswürdig sind, aber dennoch sind sie faszinierend in ihrer Brillanz.
Weltaufbau:
Yvonne hat die Welt der Vampire mit unserer Welt nahtlos verwoben, mit alten Klischees gespielt und gleichzeitig neue Wege eingeschlagen. Die Erklärungen für den Vampirismus sind innovativ und interessant. Die Dynamik zwischen Vampiren und Menschen erinnert mich etwas an den Ansatz der in Blade gewählt wurde, nur sind die Vampire die Yvonne geschaffen hat dabei vielschichtiger und den Menschen so viel ähnlicher als den Schreckensgestalten aus den bekannten Horrorgeschichten. Das ironische Detail, dass Vampire sehr abergläubisch sind, wo doch der Glaube an Vampire durch Menschen als eben dies angesehen wird, hat mich zum Schmunzeln gebracht. Den hierarchischen Strukturen innerhalb der Vampirgesellschaft hat Yvonne ebenfalls einen Twist verpasst und hat so interessante Machtverhältnisse und potentielle Konfliktherde geschaffen.
Gestaltung:
Das Cover ist trotz einer gewissen Opulenz der Ornamente eher zurückhaltend. In verschiedenen dunklen Rottönen, unterbrochen von Goldtönen, gehalten nimmt den Hauptteil des Covers der in Gold gehaltene Titel des Buches ein. Für die Liebhaber von Farbschnitten gibt es eine alternative Version von Buchmädchen, welche sich farblich und gestalterisch anm Cover orientiert.
Die schlichte Eleganz spiegelt die Unvergänglichkeit der Vampire perfekt wieder und verschönert jedes Bücherregal.
Fazit:
Dieses Buch hat mich tatsächlich eiskalt erwischt! Ich wusste ja bereits, dass Yvonne eine fantastische Autorin ist, aber dass mich ein Buch so gefangen nimmt, dass ich die fast 400 Seiten in einem Rutsch durchlese, hat mich selbst überrascht. Es stimmt einfach alles! Die Charaktere, die Geschichte und der Schreibstil sind so gut, dass ich es kaum erwarten kann, Band 2 in die Finger zu bekommen.
Ich empfehle dieses Buch jedem (ab 16 Jahren), der Vampire, knisternde Erotik, brillianten Banter und politische Ränkespiele, die einem den Atem rauben, liebt.
Die perfekte Mischung aus Vampire Academy, Blade und Bram Stokers Dracula!