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Produktbild: Mrs Dalloway | Virginia Woolf
Produktbild: Mrs Dalloway | Virginia Woolf

Mrs Dalloway

Mit einem Essay von Ulrike Draesner

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Klassikerinnen neu entdeckt von Schriftstellerinnen der Gegenwart Einer der berühmtesten Romane der englischen Literatur erzählt einen einzigen Tag im Leben der Clarissa Dalloway - und zugleich die Tiefe eines ganzen Lebens voller Leerstellen und in engen Grenzen.»Dass die Höhepunkte des Lebens verborgen seien unter Ereignissen des Alltags, klingt heute vielleicht klischiert und ungenau. Doch Virginia Woolf geht es nicht um eine Wirklichkeit hinter den Erscheinungen, sondern um Wirklichkeit in ihnen. « - Ulrike Draesner

Produktdetails

Erscheinungsdatum
24. Mai 2019
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
271
Autor/Autorin
Virginia Woolf
Übersetzung
Hans-Christian Oeser
Nachwort
Ulrike Draesner
Weitere Beteiligte
Ulrike Draesner
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
165 g
Größe (L/B/H)
149/98/18 mm
ISBN
9783150111970

Portrait

Virginia Woolf

Ulrike Draesner, geboren 1962, studierte englische und deutsche Literaturwissenschaft in München und Oxford, promovierte 1992 und lebt seit 1996 als Autorin von Romanen, Erzählungen, Gedichten und Essays in Berlin. Seit 2018 ist sie Professorin am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter: Joachim-Ringelnatz-Preis und dem Nicolas-Born-Literaturpreis, Bayrischer Literaturpreis, Ida Dehmel Literaturpreis der GEDOK, Deutscher Preis für Nature Writing, Preis der Literatour-Nord.

Pressestimmen

»Es hat auch was Berührendes, wenn man 30 Jahre nach der ersten Lektüre wieder in ein Buch schaut und bemerkt, oh, die Figur hat auf dich gewartet, die ist nicht älter geworden. «
Deutschlandfunk Kultur, 28. 05. 2019

Besprechung vom 01.12.2022

Wem Menschen lieber sind als Blumenkohl
Übersetzern muss bei Gemüse viel einfallen: Virginia Woolfs Roman "Mrs. Dalloway" in neuer deutscher Fassung

Virginia Woolfs Roman "Mrs. Dalloway" schildert einen einzigen Tag im Juni 1923. Die Wahrnehmungen, Erinnerungen und Reflexionen der einundfünfzigjährigen Titelheldin umfassen jedoch ihr ganzes Leben und weiten sich mit denen der anderen Figuren zu einem Panorama der wohlhabenden Londoner Gesellschaft. Wenig Spektakuläres geschieht, außer dass Clarissas Jugendfreund Peter Walsh nach langen, zermürbenden Jahren in Indien wieder in London eintrifft und am Abend eine Party im Haus der Dalloways stattfindet.

Der Roman bricht die Welt in Bewusstseinssplitter und ordnet sie neu nach Leitmotiven. Eines der wichtigsten ist das versäumte Leben und Lieben. Die kühle Clarissa hat den Antrag des qualvoll verliebten Peter Walsh vor drei Jahrzehnten zurückgewiesen, um einen aufstrebenden Politiker zu heiraten. Mit dem verschmähten Peter versteht sie sich nun auf Anhieb wieder intuitiv, auch wenn seine berufliche Erfolglosigkeit ihrer Wahl nachträglich recht gibt und er nicht ganz ohne Genugtuung feststellt, dass sie müde und gealtert aussehe. Für Peter wäre sie immer "Clarissa" geblieben, während sie an der Seite ihres viel beschäftigten Gatten eine respektable, aber fadenscheinige Identität als "Mrs. Richard Dalloway" gewonnen hat.

Der "herrlichste Augenblick ihres ganzen Lebens" war allerdings homoerotisch - der Kuss ihrer kecken Jugendfreundin Sally Seton, die am Abend, obwohl gar nicht eingeladen, auf ihrer Party erscheint. Sie hat längst einen Lord geheiratet und brüstet sich lautstark mit ihren fünf Söhnen, was Clarissas romantische Erinnerung ernüchtert. Solche inneren Beglückungen und Erschütterungen bei gefassten Mienen machen den Reiz des subtilen psychologischen Romans aus.

Wie der drei Jahre früher erschienene "Ulysses" von James Joyce ist "Mrs. Dalloway" ein Meisterwerk der Bewusstseinsdarstellung: der menschliche Geist als Durchlauferhitzer für vorüberhuschende Eindrücke, querschießende Erinnerungen, aus dem Unterbewussten quellende Assoziationen, Tagträume, Stimmungen, Gedankenströme. Im realen Leben mag solches Bewusstseinsgewusel schnell wieder aus dem Kurzzeitgedächtnis verschwinden - in der literarischen Moderne wurde es brisant und beschreibenswert, weil sich darin die seelische Signatur eines Menschen, die Spur in sein Innerstes, zuverlässiger zu finden schien als in allen planvollen und noch so spektakulären Handlungen.

Der Destruktion der konventionellen Erzählform entsprechen die Auflösungserscheinungen auf der gesellschaftlichen Ebene und der Zerfall der überkommenen Moral. Dazu gehören die Nachwirkungen der Spanischen Grippe, mit denen (wie Virginia Woolf selbst) Clarissa zu kämpfen hat, aber auch die knutschenden Paare in der Öffentlichkeit, die der Indienrückkehrer Peter Walsh erstaunt beobachtet. Dazu gehört vor allem der Krieg, der viele Männer als psychische Wracks zurückgelassen hat. Einer von ihnen ist eine kontrastive Hauptfigur des Romans: der Veteran Septimus Smith, dem man heute eine posttraumatische Belastungsstörung attestieren würde, der im Roman aber in die Hände ignoranter Ärzte gerät (hier wird Woolf satirisch) und aus Panik vor drohender Einweisung in die Nervenheilanstalt aus dem Fenster springt. Septimus scheint nichts mit den Dalloway-Kreisen zu tun zu haben, bis am Ende einer der Ärzte auf Clarissas Party auftaucht, worauf die Geschichte des nachmittäglichen Selbstmords die Runde macht. So wird der Tod zum unheimlichsten Gast der Gesellschaft. "Was fiel den Bradshaws ein, auf ihrer Party vom Tod zu sprechen", ärgert sich Clarissa, obwohl ihr die Todessehnsucht selbst nicht fremd ist.

Woolf hat ihren Roman durchaus in Konkurrenz zum "Ulysses" geschrieben, den sie mit Missgunst las. Man fühle sich bei der Lektüre wie beim "Anblick eines Halbwüchsigen, der sich seine Pickel aufkratzt". Es sei "ein primitives und ungebildetes Buch, das Buch eines Autodidakten aus der Arbeiterschicht, . . . letztlich ekelerregend". In dieser Tagebuchnotiz aus dem Jahr 1922 ist die Herablassung einer feministischen Dame der gehobenen britischen Bildungsschicht gegenüber dem Emporkömmling aus ärmlichen irischen Verhältnissen zu vernehmen. Zweifellos ist "Mrs. Dalloway" ein feinsinnigeres Buch als "Ulysses" mit dessen krasser körperlicher Komik und den im Tagesverlauf zunehmend alkoholisierten Figuren. Allerdings ist "Mrs. Dalloway" längst nicht so experimentell wie "Ulysses", der in fast jedem Kapitel eine neue eigenwillige Erzählweise erfindet und unbändige Lust an Stil-Parodien entwickelt, was Woolf völlig fernliegt. Ihr Stil ist einheitlich und weniger spielerisch. Es sind nur zwei der vielen neuen Erzählweisen des "Ulysses", die sie selbst durchgängig verwendet: die Introspektion mittels innerer Monologe und erlebter Rede sowie die konsequente Assoziationstechnik. Das Strömen der Wahrnehmung und der Gedanken findet perfekte Entsprechung in Woolfs fluidem, oft von Semikola rhythmisiertem Satzbau.

Diese Sprachmusik in das umständlichere Deutsch zu bringen ist in den zahlreichen Übersetzungen des Romans nicht immer geglückt. Melanie Walz hat nun eine Übersetzung vorgelegt, die die bisher größte Nähe zum Original erreicht. Die Wörtlichkeit ist meist ein Vorzug, manchmal für die Leser aber auch eine Stolperfalle, etwa gleich auf der ersten Seite, wenn beim Anblick einer Landschaft davon die Rede ist, dass von den Bäumen "gekräuselter Rauch" aufsteigt. Brennt da etwas? In der Reclam-Übersetzung von Hans-Christian Oeser (2012) löst sich der morgendliche "Dunst" von den Bäumen, ebenso in der Anaconda-Übersetzung von Kai Kilian (2013). Das erscheint zwar plausibler, aber bei Woolf steht nun einmal "smoke". Clarissa erinnert sich an ihre erste Begegnung mit Peter Walsh, als der zu ihr, die in Gedanken versunken war, sagte: "Musing among the vegetables? . . . I prefer men to cauliflowers." Bei Oeser liest man: "Grübelst du mitten im Gemüsebeet? Ich mag Menschen lieber als Blumenkohl." Das klingt etwas schwerfällig. Kilian entscheidet sich für eine substantivische Konstruktion ("Grübelei im Gemüse?"), die nicht nach gesprochener Sprache klingt, auch wenn sie dem Original rhythmisch näherkommt. Bei Walz liest man nun: "Zwischen dem Gemüse grübeln? Ich ziehe Menschen dem Blumenkohl vor." Hier ist die Genauigkeit am größten, und es klingt geschmeidiger als bei Oeser.

Ein Taktgeber des Romans sind die regelmäßig beschriebenen Glockenschläge von Big Ben. Ein Satz wird dabei jedes Mal wiederholt: "Die bleiernen Schwingungen lösten sich auf in der Luft", heißt es bei Oeser. "Schwingungen" schafft eine Verständlichkeit, die der Satz bei Walz nicht mehr hat: "Die bleiernen Kreise lösten sich in Luft auf." Aber das kommt wiederum dem Original näher, in dem eben nicht von "vibrations" die Rede ist: "The leaden circles dissolved in the air." Ganz ähnlich, wenn wenig später (Clarissa geht durch den Londoner St. James Park) die Rede ist von "pouched birds waddling". Während Kilian dies nicht ganz korrekt übersetzt ("aufgeplustert die watschelnden Vögel"), gibt Oeser wieder eine Verständnishilfe ("die watschelnden Pelikane"), was angesichts der Pelikan-Tradition im St. James Park zutreffend sein mag, aber bei Woolf nicht direkt ausgesprochen wird, weshalb Walz abermals die zutreffendste Lösung bietet: "die watschelnden Vögel mit ihren Kehlsäcken".

Aber nicht nur hohe Genauigkeit darf man dieser Übersetzung bescheinigen. Ihr größter Reiz besteht darin, dass sie die Satzbau-Gespinste und den Glissando-Sound von Virginia Woolf so gut wie nur möglich nachbildet. Hier schweben, gleiten und mäandrieren die Bewusstseinsströme beinahe so schön wie im Original. WOLFGANG SCHNEIDER

Virginia Woolf: "Mrs. Dalloway". Roman.

Aus dem Englischen von Melanie Walz. Nachwort von Vea Kaiser. Manesse Verlag, München 2022. 400 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon bookswithjacki am 24.08.2025
3,5 Sterne. Ich habe mich etwas gequält. Das Buch bringt das rhetorische Mittel des Bewusstseinsstroms auf jeden fall auf ein anderes Level. Man konnte quasi nicht nur "ein paar Seiten" lesen, denn man war mitten drin im geschehen und es war schwer, gedanklich einen Schlussstrich zu ziehen. Wie hier mit Sprache und Rhetorik gearbeitet wird hat mir sehr gut gefallen, auch wenn die Handlung selbst etwas.. langweilig bleibt. Trotzdem ist es eine Art gesellschaftliches Panorama, dass uns zeigt, wie verschiedene Schichten der Gesellschaft mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben - egal ob "High Society" oder untere Schicht. Es zeigt aber eben auch, wie weltfremd man einander ist, obwohl man doch buchstäblich nebeneinanderher lebt. Also, interessantes Buch, aber m.M.n. nicht ohne Anschlusslektüre über Hintergrund o.Ä. Ich bleibe dann doch eher bei "Ein Zimmer für sich allein". :) 
LovelyBooks-BewertungVon AQua am 09.08.2025
Schwieriger Schreibstil - damals hochmodern, heute eher anstrengend. Mrs. Dalloway liest sich wie ein weiblicher Ulysses: Wir erleben einen Tag im Leben von Clarissa Dalloway, blicken aber auch tief in die Gedankenwelt anderer Figuren: ihrer frühen Jugendliebe Peter Walsh oder beispielsweise Septimus Warren Smith, einem traumatisierten Veteran des 1. Weltkriegs und seiner Frau Lucrezia Smith, die verzweifelt (und wie sich herausstellt irrtümlicherweise) ärztliche Unterstützung für ihren Mann sucht. Die Figuren flanieren durch London, begegnen einander sowie anderen Figuren, in deren Gedankenwelt hineingezoomt wird. Manchmal ist unklar, in wessen Perspektive die Lesenden gerade eintauchen. Für meinen Geschmack ist das zu wirr, zu anstrengend zu lesen (allerdings immer noch etwas verständlicher als bei Joyces Ulysses). Was Virginia Woolf gut gelingt ist das Einfangen von Emotionen und Perspektiven von Personen völlig verschiedenen Charakters, Klassenzugehörigkeit, Alters und Geschlechts. Die Themen sind immer noch modern: In wie weit sind Frauen frei in ihrer Berufs- und Partner(innen)wahl? Wo hört gesellschaftliche Anpassung auf und wo beginnt Opportunismus? Wie geht eine Gesellschaft mit (psychisch) Kranken und Versehrten um? Was bedeuten verschiedene Lebensentwürfe für den gesellschaftlichen Stand? So macht es bei diesem Text durchaus Sinn, hundert Jahre nach seiner Entstehung eine neue Übersetzung herauszubringen, wie es der Manesse Verlag hier durch Melanie Walz vorlegt. Die Übersetzerin hat sich scheinbar nicht zur Aufgabe gemacht, den original Text lesbarer zu machen, was vermutlich ihre Vorgänger getan haben, und ist damit evtl. näher am Original geblieben. Reizvoll wäre es, verschiedene Übersetzungen vergleichend zu lesen, und so dem Werk besser auf die Spur zu kommen. Aber schlussendlich ist das auch eine Frage, wie tief man in die Materie eintauchen möchte. Die erste Lektüre bietet lediglich einen Überblick, der zu Vertiefung und näherer Beschäftigung mit dem Stoff einlädt.
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