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Produktbild: Geschichte der Päpste seit 1800 | Jörg Ernesti
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Geschichte der Päpste seit 1800

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Der Kirchenhistoriker Jörg Ernesti stellt 16 Päpste seit 1800 bis Papst Franziskus vor. Das Buch bietet informative Portraits und schildert die Auseinandersetzungen des Papsttums mit den großen politischen, sozialen und ideologischen Herausforderungen der beiden letzten Jahrhunderte.

Ging es den Päpsten bis 1870 noch um die Behauptung ihres politischen Gewichts, hatten sie sich danach als »Gefangene im Vatikan« und geistliche Autorität eines angefochtenen Katholizismus neu zu erfinden. Das 20. Jahrhundert brachte die Auseinandersetzung mit den totalitären Ideologien, den Katastrophen zweier Weltkriege sowie dem sozialen und politischen Wandel in der ganzen Welt (Ende des Kolonialismus). Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 1965) versuchte einen Neuaufbruch für einen erstarrten Katholizismus, der seitdem die Spannungen zwischen Reformern und Konservativen austarieren muss, dabei immer bemüht, sich als moralische Größe in der sich rasant wandelnden Welt Gehör zu verschaffen.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
12. August 2024
Sprache
deutsch
Auflage
1. Auflage
Seitenanzahl
576
Autor/Autorin
Jörg Ernesti
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
1032 g
Größe (L/B/H)
233/167/45 mm
ISBN
9783451398773

Portrait

Jörg Ernesti

Jörg Ernesti, Studium in Paderborn, Wien und Rom, 1993 Priesterweihe, 1997 Promotion in Kirchengeschichte in Rom und 2007 in Ökumenischer Theologie in Paderborn, 2003 Habilitation in Mainz, seit 2013 Professor für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Universität Augsburg.


Pressestimmen

Besprechung vom 29.11.2024

Man achte auf die Nummer zwei im Vatikan!
Gott hab sie selig: Der Kirchenhistoriker Jörg Ernesti legt eine um katholische Ausgewogenheit bemühte Geschichte der Päpste seit 1800 vor.

Was, bitte, ist ein "Alpinistenpapst"? Nun, ein Papst, der gerne Bergtouren unternimmt. Dort müsse man nämlich schwindelfrei sein. Und ein "Bibliothekarspapst"? Der sei in der Lage, "durch historische Quellenstudien den Dingen auf den Grund zu gehen". Mit diesen Worten überschreibt der Augsburger Kirchenhistoriker Jörg Ernesti sein Kapitel über Pius XI. In der Tat hatte Achille Ratti die beiden bedeutendsten Bibliotheken Italiens geleitet (die Mailänder Ambrosiana und dann die Vatikanische Bibliothek), bevor er nach dem Ende des Ersten Weltkriegs von Benedikt XV. völlig unerwartet als päpstlicher Nuntius nach Polen entsandt wurde. Dort geriet er im Streit zwischen Polen und Deutschland um nationale Grenzen und katholische Bistümer zwischen alle Fronten. Aus dieser diplomatischen Sackgasse beförderte ihn Papst Benedikt daraufhin zum Erzbischof von Mailand; und nur wenige Monate später wird Ratti Anfang 1922 nach dem Tod des Papstes - ebenfalls unerwartet - zum neuen Papst: als Kompromisskandidat zwischen den integristischen Kardinälen aus der Schule Pius' X. und den um eine friedenspolitische Rolle des Vatikans im neuen Europa bemühten Anhängern Pietro Gasparris, des letzten Kardinalstaatssekretärs also und somit wichtigsten politischen Verantwortlichen des Vatikans unter Benedikt XV.

Als Papst nahm Ratti zwar den Namen seines antimodernistischen Vor-Vorgängers Pius X. an, in der vatikanischen Realpolitik aber vertraute er weiterhin der erfahrenen Führung Gasparris, den er erst nach seinem Tode 1930 durch Eugenio Pacelli ersetzte, den wohl fähigsten Diplomaten des Heiligen Stuhls zwischen den Weltkriegen. Und eine der Qualitäten von Ernestis Papstgeschichte der letzten beiden Jahrhunderte ist, dass er stets die Rolle und "Linie" des Kardinalstaatssekretärs hervorhebt, der jeweiligen politischen "Nummer zwei" im Vatikan, die aber (außer Pacelli) fast nie "Nummer eins" werden.

War Achille Ratti als Papst Pius XI. aber der "Mann der klaren Linie", als den ihn Ernesti charakterisiert? Das mag man auch anhand der in diesem Buch referierten Taten des Bergsteigers bezweifeln. Gewiss setzten Pius XI. beziehungsweise seine Außenpolitiker Gasparri und Pacelli die erfolgreiche Konkordatspolitik des Heiligen Stuhls fort, die dem Papsttum in den meisten Ländern Europas nach dem Weltkrieg erneut diplomatische Anerkennung und oft auch religiöse Vorrechte einbrachte. Ihre Krönung waren die Lateranverträge des Heiligen Stuhls mit dem "Mann der Vorsehung" Benito Mussolini (wie Pius XI. ihn einmal charakterisierte). Sie verschafften sechzig Jahre nach dem Ende des Kirchenstaats dem Papst wieder ein völkerrechtliches Standing und innenpolitisch ein Konkordat mit dem italienischen Staat, auch wenn die Anerkennung des Katholizismus als Staatsreligion die katholischen Laienorganisationen keinesfalls vor faschistischen Schikanen schützte. Zudem fiel die demokratische katholische "Volkspartei" Italiens der Übereinkunft mit dem Duce zum Opfer; und zur öffentlichen Kritik am imperialistischen Eroberungskrieg Italiens in Äthiopien (1935/36) konnte sich dieser Papst nicht entschließen. Gleichzeitig jedoch verfolgte Pius XI. das seltsam aus der Zeit gefallene Konzept einer - von der Sexualmoral bis zur Sozial- und Wirtschaftspolitik - integral "durchchristianisierten" Gesellschaftsordnung, die er gewissermaßen durch die Feier des Christkönigsfests (1925) krönte.

Erst gegen Ende seines Lebens - nach seiner an die deutschen Katholiken adressierten und wider den Siegeszug des Nationalsozialismus gerichteten Enzyklika "Mit brennender Sorge" (1937) - scheint sich dieser intellektuelle Papst über sein politisches Scheitern klar geworden zu sein: Seine Rede zum zehnten Jahrestag des Konkordats, die er an dem Tag halten wollte, an dem er dann starb, warnte alle Bischöfe vor den Spitzeln und Schergen des Regimes. Ebenso wie seine letzte, bereits fertige Enzyklika "Über die Einheit des Menschengeschlechts", eine Verurteilung von Rassismus und Antisemitismus, die nach seinem Tod auf Pius' Schreibtisch lag, wurde sie allerdings von Rattis Chefdiplomaten Pacelli, also seinem Nachfolger als Papst Pius XII., nicht veröffentlicht.

Schwer verständlich bleibt also, wieso Jörg Ernesti nach dieser tragischen Bilanz dem Bibliothekspapst eine "klare Linie" und "hellsichtige" Politik attestieren kann: "Grobe Einschätzungsfehler" seien dem "Alpinisten mit Sendungsbewusstsein" nicht unterlaufen, also sei ihm "ein Platz in den Geschichtsbüchern als mutiger und weitblickender Papst sicher". Leider, so bedauert Ernesti, sei niemals eine Seligsprechung für diese "persönlich heiligmäßige Person" erwogen worden.

Mit ähnlich wohlwollender Hermeneutik behandelt Ernesti auch alle anderen Päpste seines Buchs: Pius' XII. "Schweigen" über den Holocaust? Die selbstauferlegte Zurückhaltung folgte nur der diplomatischen "Neutralität" aller Päpste im vorigen Jahrhundert und entsprach der Überzeugung, "dass ein Papst durch diplomatischen Protest mehr ausrichten kann als durch öffentliche Kundgebungen". Ein offenbar unvermeidlicher Fehler, denn der Pontifex habe "aus damaliger Sicht alles richtig gemacht und dennoch aus heutiger Sicht falsch gehandelt". So sei eine Seligsprechung derzeit nicht zu erwarten.

Dass bei der Beurteilung von Pacellis Pontifikat seit seinem Tod ein regelrechter Umschwung stattgefunden hat - vom Engelspapst zum "Papst, der geschwiegen hat" - will Ernesti ebenso wenig akzeptieren wie den "erstaunlichen Umschwung in der öffentlichen Meinung" über Papst Pius IX. im Jahrhundert zuvor: Der hatte zu Beginn seiner Amtszeit als Hoffnungsträger liberaler und nationaler Kreise gegolten, doch nach (und vermutlich aufgrund) der Revolution von 1848 mutierte er zum dogmatischen Reaktionär und verbitterten Autokraten, der sich seine dogmatische Unfehlbarkeit und einen allzuständigen Primat vom Ersten Vatikanischen Konzil absegnen ließ und ansonsten alles tat, um die italienische Einigung zu blockieren. Zwar wurde er im Jahr 2000 von Johannes Paul II. seliggesprochen, doch leider, so bedauert Ernesti, gehe sein Heiligsprechungsverfahren nur sehr schleppend voran.

Zwischen fast allen modernen Nachfolgern Petri vermutet der Autor weitgehende Kontinuität: Warum etwa wurde Giovanni Battista Montini, der spätere Papst Paul VI., nach und trotz langjähriger Zusammenarbeit mit Pius XII. als dessen rechte Hand plötzlich von Papst Pacelli aus der Kurie entfernt und zum Erzbischof von Mailand "wegbefördert"? Ernesti meint, das habe wohl nichts mit politischen Meinungsverschiedenheiten zu tun gehabt. Doch Montini war im Gegensatz zu Pacelli ein überzeugter Demokrat, wohingegen Pius XII. im Kalten Krieg mit dem Gedanken spielte, bei Wahlen für das Bürgermeisteramt Roms auch einer antikommunistischen Einheitsfront unter Einschluss von Neofaschisten seinen Segen zu erteilen.

In der päpstlichen Außenpolitik geht diese Kontinuität für Ernesti vor allem auf Papst Benedikts XV. Initiativen im und nach dem Ersten Weltkrieg zurück. Der Vatikan verfolgte gegenüber kriegerischen Konflikten stets eine Haltung neutraler "Überparteilichkeit", um seine "stille Diplomatie" nicht zu gefährden. Mit Recht hatte Ernesti schon in seiner Biographie Benedikts XV. (2016) diesen "Papst zwischen den Fronten" dem weitgehenden Vergessen entrissen: Dessen Friedensnote vom August 1917 an die Kriegsparteien war in der Tat politisch weitsichtig und vielversprechend, ebenso wie seine "stillen" Initiativen gegenüber Sultan Abdülhamid wider den Völkermord an den Armeniern. Und so bedauert Ernesti, "dass für diesen Friedenspapst niemals ein Seligsprechungsverfahren eröffnet wurde". Doch im Ernst: Nichts an dieser ehrenvollen Tradition rechtfertigt das wortreiche politische Verstummen von Pius XII. im Zweiten Weltkrieg - insbesondere nicht, wenn man es mit der wortreichen Haltung dieses Papstes im Kalten Krieg vergleicht.

Jörg Ernesti bemüht sich ernstlich um katholische Ausgewogenheit. Neue Gesichtspunkte (oder Fakten) erfahren wir aus diesem Buch nicht, es ist im Wesentlichen eine Folge von mehr oder weniger ausführlichen Papst-Porträts, in denen über ihren (mehr oder weniger) "schöngeistigen" Stil, ihr Mäzenatentum, theologische Akzente der Verkündigung, ihre soziale Herkunft und den Stil ihrer Pontifikate informiert wird. Streitbare Thesen zu all diesen päpstlichen Anwärtern auf Seligsprechungen finden sich nicht, erst recht nicht zum "Theologenpapst" Ratzinger oder gar zum aktuellen Amtsinhaber. OTTO KALLSCHEUER

Jörg Ernesti: "Geschichte der Päpste seit 1800".

Herder Verlag, Freiburg 2024.

576 S., Abb., geb.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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