So muss ein Dark Academia Roman sein...
Das Buch hat seinen Weg durch das Trope und seine Aufmachung in mein Regal gefunden.Das Cover ist wunderschön und ich liebe die Illustrationen zu dem Buch, die auch durchaus hilfreich gewesen ist um das Setting geistig nachzuvollziehen. Ich finde die Idee mit dem Riss im Buchumschlag ziemlich cool, da es ja auch um Risse geht.Das Magiesystem war mal etwas anderes und ziemlich interessant, auch wenn man gemerkt hat, dass einige Dinge wirklich holprig gewesen sind und nachdem ich die Danksagung gelesen habe, kann ich im Nachhinein reflektieren, dass man gemerkt hat wie die Autorin sich hin und wieder verzettelt hat. Während des Lesens hätte ich mir deutlich mehr Erklärungen gewünscht für die Lücken, die sich aufgetan haben im Verständnis, wie die Ebenen und die Realität zusammenhängen. Grob waren einige Erklärungen da, sehr viele auf das ganze Buch betrachtet. Aber bei einem derart komplexen Magiesystem hat trotzdem Einiges gefehlt.Dennoch fand ich die Idee mit den Ebenen und Zirkeln wahnsinnig interessant. Ich habe mitgefiebert und habe Kapitel um Kapitel verschlungen, weil auch ich unbedingt wissen wollte, wie die letzten Ebenen aussehen und fand die Gestaltung dieser einfach genial. Zwischenzeitlich habe ich gehofft, dass es irgendwann eine Verfilmung dazu geben sollte. Ein dicker, dicker Pluspunkt für den Roman, der mich auch zu meiner Kurzmeinung geführt hat, war, dass dies endlich Mal ein Dark- Academia Roman gewesen ist, bei dem man auch wirklich den ganzen Unterricht an der Akademie und das Leben und Lernen dort miterleben durfte. So oft habe ich jetzt Bücher gelesen, wo die Akademie bloß ein Setting gewesen ist, an dem die Dramen sich um die anwesenden Personen gedreht hat. Aber hier war endlich mal das erfüllt worden, was ich von einem Roman in dem Trope erwarte. Und es hat wahnsinnig Spaß gemacht jede Expedition, jede Prüfung und jeden Unterricht mitzuerleben. Dadurch konnte ich mich gut in die Welt hineinversetzen und versinken in der Geschichte. Das Ende der Geschichte fand ich mega unvorhersehbar und war ein wenig geschockt, habe dann aber auch nicht aufhören können, bis ich das Ende erreicht hatte. ABER: Liebe Lara Große, du kannst nicht einen solchen Cliffhänger am Ende bringen und dann bei einem Einzelband bleiben. (Achtung Spoiler: Du kannst nicht andeuten, dass Olivia unsterblich geworden ist und dann aufhören, ohne dass man weiß, wie Milo das zum Beispiel auffassen würde. Und du kannst nicht einfach so viele Fragen, was danach passiert ist, ob sich wirklich alles normalisiert hat und so weiter einfach in der Luft hängen lassen. Außerdem hat das Ende im Zusammenhang mit dem Prolog nicht wirklich Sinn ergeben, da Olivia im Prolog gefragt wird ob sie den Mord gesteht, von den die Direktorin nichts weiß. Weil Olivia ihr das erzählt (in Form eines Geständnisses) auf die Nachfrage wo Tamara geblieben ist. Noch dazu: Warum ist eigentlich ein Zirkelkampf zwischen Tamara und dem Rest der Gruppe möglich, wenn zum Betreten der Ebene klar wird, dass Zirkel auf der Ebene keine Wirkung haben?) Ich will mehr wissen. Vielleicht ist es ja möglich nochmal ein Lehrbuch zu schreiben zu der Welt, in der noch mehr Fragen beantwortet werden. Vielleicht eins von Milo Sinclair verfasst, der über die verbotenen Ebenen schreibt. Interessant war außerdem, dass man tatsächlich jedes Gefühl und jede Entwicklung zwischen den Charakteren nachvollziehbar gewesen ist. Zu Beginn war ich zu der Gruppe genauso skeptisch wie Olivia, habe sie dann aber auch in dem gleichen Tempo ins Herz geschlossen.Milo sah nicht wie der standardmäßige Bookboyfriend aus, eher wie eine Mischung aus Ron Weasley und Harry Potter, aber mit täglich einer bunten Fliege um den Hals. Ganz ehrlich, sowohl von der Beschreibung her als auch in der Illustration sah er nicht wirklich attraktiv aus und ich habe (zusammen mit seinem arschigen Charakter und seiner Streber Attitude) nicht wirklich verstanden, warum angeblich die halbe Akademie ihn will, zumal das nur erwähnt aber nie entsprechende Szenen eingebaut wurden, die das verdeutlicht hätten.Die restlichen Charaktere waren ehrlich interessant und hatten ihre eigenen Macken, was ich toll fand. Allerdings hat man gemerkt, dass die Autorin sich vorgenommen hat auf gar keinen Fall einen Klischee Charakter einzubauen, da jeder einzelne von diesem abweicht. Kann schwierig sein, hat hier allerdings gut funktioniert. Ich fand es außerdem toll, dass auch so viele homosexuelle Charaktere eingebaut wurden und das Liebesdrama, das sich zwischen allen entwickelt hat.Zwischenzeitlich gab es ein paar Stellen, wo ich nicht wusste ob ich Lachen oder Weinen soll, zum Beispiel, dass auf S.130 ein Zitat fällt, das 1:1 aus Harry Potter stammt und ich mich manchmal gefragt habe, ob die Autorin die Filmreihe vorher nochmal geschaut hat. Oder dass auf Seite 144 der Turm von Babel seine Erwähnung findet. Für Leute, die Babel nicht kennen, müsste das verwirrend gewesen sein.Zum Schreibstil kann ich sagen, dass er sich leicht lesen ließ und dass ich damit gut zurecht gekommen bin, auch wenn man gemerkt hat, dass die Autorin noch recht wenig Bücher veröffentlicht hat. Das Schreiben in Klammern fand ich etwas schwierig, das hat einfach etwas unprofessionell gewirkt und hat Erklärungen eingebracht, die manchmal sogar überflüssig gewesen sind.Alles in allem empfand ich das Buch trotzdem als sehr spannend und empfehlenswert und ich hatte sehr viel Spaß damit. Nach dem etwas langatmigen Anfang wurde es so spannend, dass ich praktisch jede freie Minute an das Buch denken musste. Also ja, an alle Dark- Academia Mäuse da draußen: das ist definitiv ein lesenswertes Buch, das euch nicht enttäuschen wird. Ich hab's geliebt und werde vielleicht irgendwann nochmal im Winter an kalten Tagen in die alten Hallen von der Academy of Arcane Arts zurückkehren.