Im Lande Traum steht die Kathedrale Aisling, In dieser leben die Äbtissin und ihre sechs Weissagerinnen. Alle zehn Jahre verlassen diese den Orden und werden durch neue Findelkinder ersetzt. Eine von ihnen ist Sechs, die sich an nichts mehr erinnern kann, was vor Aisling war, nur das sie einst Sybil Delling war, weiß sie noch. Als der junge neue König Benjamin Castor zur Weissagung kommt, ist sie es, die ihm prophezeit. Doch nicht der König ist es, der Sechs Aufmerksamkeit weckt, sondern einer seiner Ritter, Rory Myndacious. Kurz nach der Weissagung verschwindet eine Weissagerin nach der anderen. Kurzerhand bittet sie den König und seine Ritter, ihn bei seiner Reise durchs Land begleiten zu dürfen, um ihre Freundinnen zu finden.
Dieses Buch ist ein absolutes Kunstwerk, das mit seiner gesamten Gestaltung sofort Aufmerksamkeit erweckt.
Der Einstieg fiel mir zunächst nicht ganz so leicht, denn der Schreibstil ist sehr außergewöhnlich, er klingt beinahe wie eine düstere Melodie, die die Geschichte mit ihrem Hauch von Gothic absolut einfängt.
Erzählt wird das Ganze dann von der Protagonistin Sechs/Sybil in der Ich-Perspektive. Diese hat nie Erfahrungen außerhalb von Aislings Mauern sammeln können und so begleiten wir sie durch die Welt und erleben sie, genau wie Sybil, zum ersten Mal. Sybils Unwissenheit ist unser Glück, denn der Weltenaufbau ist hier durchaus intensiv und man muss am Ball bleiben, um das Gesamte zu verstehen.
Die Geschichte ist sehr vielschichtig, es gibt viele lose Fäden, die so nach und nach das Gesamtbild eröffnen. Trotz des eher schweren Einstiegs war ich nach völlig gefesselt von der Story. Mal ist sie ruhig und besticht durch die sehr düstere, melancholische Atmosphäre, mal ist actionreich und voller Intrigen und Kämpfe. Mir hat das unglaublich gut gefallen.
Sybil hat mir zu Beginn Schwierigkeiten bereitet, ich mochte sie nicht unbedingt, weil sie so arrogant und unnahbar wirkte. Doch je mehr sie die Ritter Maude und Rory begleitet, desto menschlicher wirkt auch Sybil.
Rory, der von Beginn an eine sehr große Klappe hat und dadurch auffällt, dass er weder an die Götter Aislings noch an die Weissagungen glaubt, war mir sofort ans Herz gewachsen. Er ist einer der loyalsten Charaktere und macht durch seine Art schnell Herzklopfen.
Auch Maude mit ihrer mütterlichen Seite, die ein wenig die schützende Hand über die Gefährten hält und auch König Benji mochte ich sehr. Wobei Benji sich hier durchaus entwickelt.
Doch müsste ich einen Nebencharakter wählen, den ich so richtig liebgewonnen habe, dann ist es der Gargoyle, der mich mit seinen teils frechen Sprüchen und seinen oftmals verdrehten Worten zum Schmunzeln brachte. Aber dieser Gargoyle kann auch tiefsinnig sein, was hier oft zum Nachdenken anregt.
Mein Fazit: The Knight and the Moth hat mich trotz anfänglicher Schwierigkeiten irgendwann in seinen Bann gezogen. Die düstere, mittelalterlich angehauchte Welt, die tollen Charaktere, allen voran Gargoyle und Rory, aber auch die sehr traurige Geschichte rund um die Wahrsagerinnen hat mich berührt. Natürlich gibt es einen fiesen Cliffhanger, der mich jetzt schon auf den zweiten Band sehnsüchtig warten lässt.