Wie die Heldin der Geschichte Kaltkeimer sehen wir all diese Nordfahrer an der Reling ihres Lebens stehen und staunen: Sie sind wie diese Kaltkeimer dort draußen zwischen Schnee und Eis, die erst nach den spätesten Frostperioden austreiben, um ihre inneren Entwicklungen vor dem Erfrieren zu schützen. Jetzt, weit weg von den mittleren Lagen des Gewohnten, betreten Astrid Rupperts Figuren die Gangway in ein neues Leben, von dem sie im gepolsterten Zuhause nichts geahnt hatten.
Diese acht Erzählungen führen in die Arktis hier konfrontiert Astrid Ruppert ihre Heldinnen und Helden mit der Stille des ewigen Eises und der Brüchigkeit ihrer eigenen Welten. »Er trat an die Reling und schaute zum nördlichsten Horizont, den er je gesehen hatte. Die Durchsage des Kapitäns hatte ihn darauf vorbereitet. Im Leben gab es dafür keine Vorwarnung. Da
kam der Norden ganz plötzlich. « Die Frauen und Männer, die durch die eisige Welt des Polarkreises reisen, suchen ihren eigenen Norden, seit ihre innere Kompassnadel vom Leben außer Kraft gesetzt worden ist. Antworten auf ihre Fragen finden sie in den unwahrscheinlichsten Momenten, in einem arktischen Sommer, der kalt ist wie ein Winter. In der arktischen Nacht, die ein langer Tag ist. Hier finden gerade diejenigen ihre Bestimmung, die wissen, dass alles nicht so läuft, wie es müsste.