Mânil

Ein tolles Buch mit überraschend viel Inhalt zwischen den Zeilen. Wunderbarer Humor, tiefe Emotionen und jede Menge Magie Eigentlich war ich nie ein großer Fan der Ich- Erzählweise. Gerade die dem zu Beginn knapp 16- Jährigen Protagonisten angemessene Ausdrucksweise fand ich zuerst gewöhnungsbedürftig. Aber es dauerte nicht lange, und ich erlag Mânils Charme und ließ mich einfach nur noch mitreißen. Die Story ist spannend, teasert immer mal wieder mit Informationshäppchen und breitet einen immer größer werdenden bunten Teppich vor der geneigten Leserschaft aus. An einigen Stellen wird mir Klischees gespielt, indem sie teilweise so überzeichnet bedient werden, dass es schon wieder außerhalb des Klischees liegt, an anderen Stellen werden bewusst Tabus gebrochen. Über allem liegt diese magische Atmosphäre, die Fantasyfans voll auf ihre Kosten kommen lässt. Im Subtext geht es aber um noch so viel mehr. Die Story ist "woke" im allerbesten und schönsten Sinne. Hier sind alle Charaktere auf ganz selbstverständliche Art ein wenig speziell, sodass man sich als Leser einfach nur mitgenommen fühlt. Zumindest ging es mir so. Die eigenen Macken und Eigenheiten kamen zumindest mir beim Lesen plötzlich ganz natürlich und gewöhnlich vor. Der einzige Kritikpunkt, den ich zu dem Buch habe, ist, dass ich mir gewünscht hätte, dass sich die verschiedenen ich-Erzählenden stilistisch mehr voneinander unterscheiden. So ist es manchmal schwierig, den Faden zu behalten, wer gerade erzählt und ich musste ein paarmal zurück blättern, weil ich verwirrt war, dass da plötzlich von Mânil in der 3. Person gesprochen wurde, obwohl ich dachte, dass er es war, der gerade die Szene beschrieb. Abgesehen von diesen kleinen verwirrenden Momenten war das Buch aber sehr gut lesbar. Desiderius M. Rainbow ist ein unglaublich talentierter Autor, der eine Kreativität und einen Ideenreichtum an den Tag legt, da könnten sich ein paar der ganz großen noch eine Scheibe von abschneiden. Deswegen bin ich sicher, dass er das Handwerkszeug dazu mitbringt, seinen Erzählenden noch mehr eine eigene Stimme zu verleihen. Außer natürlich, das alles ist beabsichtigt. Könnte ja auch durchaus sein, dass alle Erzähler:innen doch irgendwie Teil eines großen Ganzen sind? Jedenfalls habe ich das Buch verschlungen und mich direkt im Anschluss auf Teil 2 gestürzt.

Mânil Einfach nur der Anfang ist einfach mal eben so nur der Anfang von was ganz großem. Es handelt sich bei Mânil um einen außergewöhnlichen, schrägen, bunten Contemporary-Fantasyroman der etwas anderen Art. Hier gibt es skurrile Protagonist*innen, viel Sarkasmus, schwarzen Humor und schlagfertige Dialoge, facettenreiche Fantasy, witzig und charmant, urkomisch und gleichzeitig auch sehr tiefgründig erzählt. Was gänzlich fehlt sind (Fantasy-) Klischees und normschöne übermächtige 08/15 Held*innen. Erzählt wird aus der Ich Perspektive unterschiedlicher Charaktere, sodass man zu jeder Zeit tief in die Geschichte gezogen wird und auch am Innenleben der Figuren teilhaben kann. Zum größten Teil wird die Geschichte natürlich von Mânil, einem liebenswerten, kreativen und chaotischen Jungmagier, der seine Kräfte noch nicht so ganz im Griff hat erzählt. Mânil entdeckt, dass er magische Kräfte hat, die er nicht kontrollieren kann. Er wird daraufhin wiederwillig von Suketo, einem stets schlecht gelaunten, verschrobenen, misanthropischen Magielehrer als einer seiner Schüler unter die Fittiche genommen. Beide können sich anfangs gar nicht ausstehen (jedenfalls behaupten die das), wodurch es zu vielen absurd komischen Konflikten kommt. Das Buch ist hierbei meiner Ansicht nach kein reiner Fantasyroman, da es sich genauso wie seine liebenswert schrulligen Charaktere nicht in eine Schublade zwängen lässt. Hier geht es unter anderem sehr viel um Freundschaft und Selbstfindung. Dabei strotzt das Buch nur so von Casual Queerness. Für mich ist es ein richtiges Wohlfühlbuch und eine klare Leseempfehlung.