Immer wieder gelingt es Elizabeth George, interessante Fälle zu generieren, an denen sich zunächst Ermittler und Leser und Leserinnen die Zähn ausbeißen. Wobei, auch das ein Markenzeichen der Lynley und Havers Fälle, der rote Faden des jeweiligen Falles (hier ein Mord an einem bekannten Unternehmer in einer kleinen, ansonsten eher pittoresken und ruhigen Stadt) nur ein Augenmerk der fast 800 Seiten des Romans ist. Ebenso werden "Zeichen der Zeit" (die Gier der Menschen, der grassierende Neid untereinander samt gehörigem Misstrauen und die nackte Egozentrik, die sich mehr und mehr breit macht) zu einem Schwerpunkt des Geschehens gemacht und, auch wenn Lynley und Havers durch ihre Beziehung zueinander, durch Romantik und Dramen in deren persönlichen Leben und durch eine überaus feine, differenzierte Darstellung (nicht nur der Persönlichkeiten der Ermittler) bereits wie alte Familienmitglieder ja all jenen bekannt sind, die die Fälle seit Jahren verfolgen, immer weiter "entdeckt" und weiter erzählt. Das Ganze mit einem treffsicheren, eleganten Schreibstil versehen, der modern und zeitlos zugleich anmutet, was wieder einmal eine hervorragende Lektüre ergibt.Wenn man bereit ist, sich auf mehr als Action, Tempo und stringente Ermittlungen einzulassen. Vorweggesagt, die Spannung sich wird zwar nur langsam, zum Ende hin aber intensiv steigern. Dazu braucht es allerdings erst einmal etwas Geduld, denn die "Einleitung" zieht sich über viele Seiten. Die aber gelesen werden sollten, denn nicht wenige der Personen sind noch fremd und werden später in noch verdeckten Fäden teils miteinander in Verbindung stehen. Fäden, die bis zu Inspector Lynley reichen. Der zunächst gar nicht der zuständige Ermittler ist, sondern erst im Lauf der Ermittlungen selbstmit dem Geschehen verbunden zu sein scheint. Vielleicht nicht unbedingt naheliegend als Verdächtiger, aber bei diesem Fall kann man sich über Vieles nicht allzu sicher sein. Zumindest hat Lynley eine, wenn auch leichte, Beziehung zu just jenem Baunternehmens, dass aufgrund "seltener Erden" vor Ort alle Hebel in Bewegung setzt, loslegen zu können) War es ein Mord, weil der Unternehmer Michal Lobb einer der prominentesten Gegner eines (wie immer am Ende einige Menschen sehr reich machendes) Bauvorhabens im kleinen Ort war?War es die gute alte Habgier der lieben Verwandtschaft, die auf das nicht unerhebliche Vermögen des Mannes aus ist? Oder wird man, das wäre nicht ungewöhnlich bei Elizabeth George, zum ebenfalls ausgedehnt erzählten Finale hin doch noch überaus überrascht? Dass George breit erzählt, ist bekannt und vertraut. Dass Lynley und Havers sich kongenial ergänzen und es immer eine Freude ist, den beiden bei der gemeinsamen Arbeit (und im Leben darüber hinaus) zuschauen zu können, ebenfalls. In diesem Fall allerdings muss man allerdings auch konstatieren, dass einige Längen unübersehbar (und nicht unbedingt wichtig für den Fortgang der Ereignisse) im Raum der Seiten stehen.Dennoch eine Leseempfehlung. Man kann ja manche Seiten dann wirklich einfach weiterblättern.