WILDHOF
Eva Strasser
ET: 20.2.25
Die fast 30-jährige Lina kehrt nach dem tödlichen Unfall ihrer Eltern nach Wildhof zurück, um deren Nachlass zu regeln. Seit ihrem 18. Lebensjahr war sie nicht mehr hier gewesen; der Kontakt zu ihren Eltern war längst abgebrochen. Ihre Mutter Henny war zuletzt schwer alkoholkrank, und auch der Vater ein Künstler, der früher Gitarre spielte und gemeinsam mit seiner Frau Bilder malte bot ihr keinen Grund zurückzukehren.
Nun steht sie wieder vor dem Haus am Waldrand, das fast unverändert wirkt. Kaum hat sie die Schwelle überschritten, holen sie die Erinnerungen ein. Besonders die an ihre Zwillingsschwester Luisa, die mit 13 Jahren spurlos verschwand und deren Stimme Lina nun wieder zu hören glaubt. Bilder und Gefühle aus jener Zeit tauchen unaufgefordert auf, bedrängend und vertraut zugleich. Doch je länger sie in dem alten Haus bleibt, desto mehr wandeln sich diese Erscheinungen. Was zuerst überwältigt, wird nach und nach weicher und Lina beginnt, Frieden mit den Schatten ihrer Vergangenheit zu schließen.
Selten hat mich ein Buch trotz einer sperrigen Protagonistin so berührt. Lina ist unangepasst, wild, sensibel und zugleich unglaublich verletzlich. Eva Strasser gelingt es meisterhaft, sie und Wildhof das Holzhaus, das Wetter, die Atmosphäre mit eindringlichen, bildreichen Worten zum Leben zu erwecken.
Eines jener Bücher, bei denen man am liebsten jeden Satz markiert.
Beispiel: Nie hatte Lina gedacht, dass Hanno in Wildhof bleiben würde, aber es gibt so Menschen, die haben alles in sich, die brauchen von außen gar nichts mehr, es ist egal, wohin sie gehen, weil sie in sich selbst zu Hause sind. (S. 69)
Fazit:
Ich habe dieses Buch unglaublich gerne gelesen. Es ist frisch, wild und etwas ganz Besonderes.
4/5