»Wirklich, es kommt alles, was Du Dir wünschst.«
Sie machte eine Pause. Dann sagte sie leiser und zu sich selbst: »Es kommt nur immer zu spät.«
Ferdinand von Schirachs neuer Erzählungsband kommt ernst daher und gleicht einer kulturellen sowie geografischen Reise um die Welt. Von Text zu Text fliegen wir gelotst von einem großartigen Stilisten durch die Weltgeschichte, erfahren hier und da Anekdoten und besondere Geschichten, wie sie das Leben schreibt. Es geht um Entscheidungen, die das ganze weitere Leben prägen, um Verletzbarkeit, den sehnsüchtigen Wunsch nach Freiheit und um unsere eigenen, oft zu intensiven Gedanken, die uns manchmal mehr beeinflussen als gewünscht.
Manche der Geschichten waren schön zu lesen, stilistisch zwar perfekt, aber berührten mich nicht wirklich. Dann gab es noch die anderen Texte, die plötzlich und unerwartet, wie ein Schlag in die Magengrube daherkamen und einen tief mit sich zogen. Diese können keine Leser*innen kalt lassen. Sie erzählen von der Gegenwart, der Vergangenheit unserer Vorfahren, von großem Leid, tief sitzendem, nie zu entschädigenden Schmerz und der Konfrontation damit im Hier und Jetzt. Auch philosophische Streifzüge über das was wir sind, sein wollen und zu glauben wissen zwischen Wahrheit und Wirklichkeit schreibt Schirach eindrücklich.
Darüberhinaus unterhalten seine neuen Texte nicht nur, sondern informieren über manche historische Ereignisse und Persönlichkeiten und geben den Leser*innen Anstoß zum Nachdenken, um sich eben nicht nur berieseln zu lassen.
Wer das erwartet, ist bei Schirach falsch.
Wieder einmal großartige Erzählungen, die ich gerne gelesen habe und die sich zu lesen lohnen!