Wer die Bücher von Fred Vargas kennt, der dürfte sich bei dem Klappentext zu "Jenseits des Grabes" nichts gedacht haben - alle anderen dürften wahrscheinlich mit dem Kopf schütteln und sollten hiermit vorgewarnt werden:
Gehoben, aber höchst skurril! Mit der Aussage "irgendwie schräg" beschreibt man nicht nur "Fargo".
Und genau das trifft auch auf die Hauptfigur Kommisar Adamsberg zu!
Mich verleitete einst meine Mutter zum Lesen dieser Krimiromane - erzählte sie mir damals nebenbei von Adamsberg, der auf seine ganz eigene Art Morde entschlüsselt - unter anderem muss man ab und an einfach da stehen und "Wolken schaufeln", um das Ganze sehen zu können. Damals waren autistische Züge in der Unterhaltung noch nicht "in" und absolut einzigartig - und heute sind die Geschichten um den besonnenen Kommisar einfach ein Must Have.
Hier wurde ich allerdings nicht so ganz überzeugt.
Dass in der Bretagne die durchstochene Leiche eines Wildhüters gefunden wird, die Anwohner an einen Geist glauben und nur Kommisar Adamsberg Feinheiten am Leichnam entdeckt, geht irgendwie leicht unter.
Diesmal gibt es viele Dialoge - vorallem bei ausgedrehnten Mahlzeiten. Diese (also, die Dialoge) dienen dazu diverse Mythen und Legenden, die für die Dorfbewohner bitterer Ernst sind, zu festigen..
Das erinnerte mich - auch wenn wir hier ein ganz anderes Genre haben - ein wenig an Dean Koontz "Trauma", wo man auch stets die Familie am Esstisch begleitet und so Feinheiten in der Story findet.
Der Fall rückt während der 520 Seiten in den Hintergrund, daher würde ich "Jenseits des Grabes" eher als Roman, statt als Krimi bezeichnen.
Dennoch war es ein freudiges Wiedersehen mit einer speziellen Runde. Schmunzeln und bedächtiges Nicken blieben nicht aus, während ich immer mal wieder zum Buch griff.
Unterhaltung kann Fred Vargas.