Wie würde es sich anhören, wenn wir mal das Haus über die Bewohner sprechen lassen würden? Genau das lesen wir hier. Viele Jahre Erinnerungen teilt das Haus mit uns. Da gibt es Nazis, die neben Juden wohnen. Die Teenagerin Nele, die beginnt sich mit der Vergangenheit ihrer Vorfahren auseinanderzusetzen und Irma, die schon viele Jahre in diesem Haus verbracht hat. Das Haus sieht viel. Lang Verschwiegenes und Unausgesprochenes, Menschlichkeit und Egoismus. Es gibt Bewohner, die beginnen zu reflektieren, andere verdrängen weiter. Doch Nele will wissen was passiert ist und welche Rolle ihr Großvater im lange vergangen Krieg gespielt hat.
Die Idee das Haus zu Wort kommen zu lassen fand ich ziemlich interessant und ich wurde nicht enttäuscht. Poetisch, klug und menschlich erzählt es uns von Bewohnern der NS-Zeit bis heute. Zwischen diversen Geschichten wird fix hin- und hergesprungen. Dieses Buch erfordert schon viel Aufmerksamkeit, ist nichts für nebenbei. Es entwickelt einen Sog, dem man sich gern hingibt. Inhaltlich ist es viel, dreht es sich jedoch hauptsächlich um drei Familien. Sprachlich experimentell, es ist definitiv mal ein anderes Leseerlebnis.
Für Leser, die poetische Sprache mögen und sich für Geschichte interessieren eine große Empfehlung.