Alles, was Michael Ende für Kinder geschrieben hat, ist unverzichtbar. Und es war einer der Glücksfälle der Fernsehgeschichte, als "Jim Knopf" in der Marionettentheater-Fassung der Augsburger Puppenkiste für alle Kinder zugänglich wurde. Aber leider führte diese Tatsache auch dazu, dass der Text selber - weil die Kinder die Geschichte ja nun schon zu kennen meinten - nicht mehr vorgelesen wurde. Und das ist wirklich ein Jammer, denn es sind einfach zwei Paar Schuhe: ein noch so guter Film zum einen und das Originalbuch zum andern. Jedes Wort, und das gilt im Besonderen für Michael Endes Geschichten, ist ungeheuer wichtig. Deshalb ist es auch müßig, etwas über dieses Buch zu schreiben, weil man es einfach selber lesen muss. Man mag sich aber vielleicht durch die ersten Sätze dazu verführen lassen: "Das Land, in dem Lukas der Lokomotivführer lebte, hieß Lummerland und war nur sehr klein. Es war sogar ganz außerordentlich klein im Vergleich zu anderen Ländern, wie zum Beispiel Deutschland oder Afrika oder China. Es war ungefähr doppelt so groß wie unsere Wohnung ..." Noch mal: sehr klein, außerordentlich klein, aber ungefähr doppelt so groß wie unsere Wohnung! Wenn das keine genaue Größenangabe ist! Auch wenn es Kinder gibt, die mit ihren Eltern auf 60 oder 80 oder 200qm leben, die Angabe stimmt immer. Und in Deutschland leben wir, aus Afrika kommt Jim Knopf, und aus China kommt die Prinzessin Li Si. Es macht also nichts, wenn die Kinder von diesen Ländern noch nichts gehört haben. Sie werden hier viel lernen, von der großen weiten Welt, von komplizierten Reisevorbereitungen - zum Beispiel, wann Emma, die Lokomotive, kalfatert werden muss. (Wer nicht weiß, was das ist, weist sich aus als jemand, der dieses Buch noch gar nicht kennt.) Sie werden lernen, wie man Informationen weitergibt, auch wenn man noch nicht schreiben kann, und vor allem, dass es ganz viele unterschiedliche Leute gibt, auch böse, und wie man mit ihnen trotzdem zurechtkommen kann. Man kann Familien eigentlich nur ein verregnetes Wochenende wünschen - mit Jim Knopf ist es trotzdem so schön, wie es schöner nicht sein kann! (Rezension von Gabriele Hoffmann aus dem Libri-Fachkatalog Harry & Pooh 2008/2009)