Der Ort Davos ist in der Literatur durch Thomas Manns "Zauberberg" weltbekannt geworden. Für Unda Hörners Buch sind Davos und andere Kurorte in den Schweizer Bergen Ausgangspunkte für kleine Skizzen über illustre Besucher der Schweizer Sanatorien und Pensionen.
Es sind vier biographische Kapitel und eine Einleitung über das "Davos der Literaten", in der man kuriose Details erfährt wie etwa, dass im 19. Jahrhundert die Schwindsucht mit rotem Veltliner und "Liegekuren in der ammoniakhaltigen Luft eines Kuhstalls" therapiert wurde. Später musste es die pollenarme Bergluft sein, die den betuchten Gästen zu besserer Gesundheit verhelfen sollte. Es gab mehrere Luxussanatorien in Davos und Umgebung, wo man schnell einen Schatten auf der Lunge fand (wie bei Thomas Mann), um die betuchten Gäste dazubehalten auch wenn sie keine Tuberkulose hatten. Es waren keine Lungenheilstätten zur Wiederherstellung der Arbeitskraft (vgl. Ulla Lenzes Roman Das Wohlbefinden). Man lag eingehüllt in Plaids auf den Balkonen, turtelte mit anderen Kranken, ließ sich röntgen und spuckte in kleine Fläschchen, deren Inhalt später vom Kurarzt begutachtet wurde. Aber man schrieb auch.
Thomas Mann bediente sich der Briefe seiner Frau Katja und eigener Erfahrungen für seinen "Zauberber" und erregte viel Ärger bei den Einheimischen. Paul Éluard traf dort seine Gala (die ihn später für Salvador Dalí verließ) und verfasste Gedichte mit ihr, René Crevel schrieb eine Art Anti-Zauberberg: "Elende Internationale der verfaulten Brustkörbe, Bazillensyndikat, Husten-Freimaurerei ..." Der schwerkranke Dichter Klabund musste immer wieder in die Berge, um Kraft zu schöpfen. 1916 schrieb er: "Südzimmer mit eigener Liegehalle. Ganze Pension (5! Mahlzeiten: Mittag und Abend große Dinge) nur 8,50 den Tag. [...] Dazu Fleisch jeden Tag. Sonntag Schlagrahm. Kurz: der zurzeit nur irgend lieferbare 'Friede'."
Sehr unterhaltsame Kulturgeschichte!