<p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><span style='font-family:"Trebuchet MS",sans-serif;
mso-bidi-font-family:"Nirmala UI Semilight"'>Es war einmal ein Mädchen, das unsichtbar
wurde, damit ihre Worte es nicht sind.<o:p></o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><span style='font-family:"Trebuchet MS",sans-serif;
mso-bidi-font-family:"Nirmala UI Semilight"'><o:p> </o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Mit
diesem Leitsatz hat Jodi Picoult ihre neueste Geschichte verfasst und wie immer
geht es um Themen, die kontrovers diskutiert werden. Diesmal steht die
Anerkennung weiblicher Leistungen im Vordergrund und die Autorin baut auf zwei
Zeitebenen einen Plot rund um Theaterstücke und deren Schöpfer auf. <o:p></o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><o:p> </o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">In
der Gegenwart lernen wir Melina kennen, eine junge Frau, die Theaterstücke
schreibt und hofft, irgendwann davon leben zu können. Sie ist - laut
Ahnenforschung ihres Vaters - eine Nachfahrin von Emilia Bassano, einer
italienischstämmigen Engländerin, die um 1600 lebte. Dies führt zum
historischen Strang der Handlung, denn Emilias Geschichte führt ebenfalls in
die Welt des Theaters und zu einem Geheimnis, das Emilia mit William
Shakespeare verbindet...<o:p></o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><o:p> </o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Die
Autorin schließt sich in diesem Buch den "Anti-Stratfordianern" an und entwirft
eine alternative Theorie über die Entstehung der berühmten Werke Shakespeares.
Tatsächlich - und das erläutert sie auch ausführlich im Nachwort - gibt es nur
wenige wirklich verlässliche Quellen zu Shakespeares Leben und Werk, aber viele
Ungereimtheiten. Dies führte in der Vergangenheit immer wieder zu Diskussionen
über die Urheberschaft seiner Werke. Jodi Picoult bringt nach akribischer
Recherche zum Leben Emilia Bassanos vor, dass auch sie die Autorin der Stücke
gewesen sein könnte - und dass es viel weniger Ungereimtheiten zur Entstehung
der Stücke geben würde, wenn man zugrunde legen würde, dass sie von ihr stammen
bzw. von einer Frau verfasst worden sind. Tatsächlich hat Emilia zu ihren
Lebzeiten nachweislich einen Gedichtband veröffentlicht, was allein schon eine
außergewöhnliche Leistung für eine Frau des elisabethanischen Zeitalters war.
Jodi Picoult geht der Frage nach, ob sie noch mehr geschrieben hat, es aber nicht
anders veröffentlichen konnte, als durch den Verkauf der Texte an einen
"Strohmann".<o:p></o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><o:p> </o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Von
der Theorie über den Ursprung von Shakespeares Werken kann man halten was man
will - ich allerdings fand ihr Ergebnis plausibel und zumindest im Bereich des
Möglichen. Zudem erzählt sie die Geschichte einer Frau, der es das Leben nicht
leicht gemacht hat und die sich immer wieder neu erfinden musste, um zu
überleben. In diesem Zusammenhang auch eine Warnung zum Inhalt: die Darstellung
von Gewalt und sexualisierter Gewalt ist sehr explizit (mir war es teilweise zu
heftig). Wer Probleme hat, so etwas zu lesen, sollte das Buch mit Vorsicht zur
Hand nehmen.<o:p></o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><o:p> </o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Die
Geschichte, die in der Gegenwart spielt, konnte mich leider nicht ganz so
einfangen wie der historische Strang. Sicherlich wollte die Autorin damit
Vergleiche ziehen, dass es für Theaterautorinnen immer noch verhältnismäßig
schwer ist "einen Fuß in die Tür" zu bekommen, da die Theaterwelt immer noch
von weißen Männern dominiert wird. Ich persönlich fand allerdings, dass das
Buch damit sowohl vom Umfang als auch vom Thema her den Rahmen etwas sprengt -
mir war es etwas zuviel und wirkte ein wenig wie ein Rundumschlag zum Thema
"weibliches Schreiben". Mir hätte die historische Geschichte ausgereicht. Sie
allein birgt schon so viel Potential zum Nachdenken, dass mir das Buch mit dem
zweiten Erzählstrang leicht überfrachtet erschien.<o:p></o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><o:p> </o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Dennoch:
es ist wichtig, die Leistungen von Frauen in den Mittelpunkt zu rücken. Ob
Emilia tatsächlich für Shakespeares Werk mitverantwortlich war oder nicht, wird
wohl nie gänzlich geklärt werden. Dass sie allerdings eine stolze und
tatkräftige Frau war, die gebildeter war als der Durchschnitt und die es
immerhin geschafft hat, als Frau zur damaligen Zeit Literatur zu
veröffentlichen - das kann nicht abgesprochen werden und verdient Respekt und
somit auch gern ein Denkmal in Form eines Romans.<o:p></o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><o:p> </o:p><!--StartFragment-->
<!--EndFragment--><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Und
Shakespeare? Tja...mein Vertrauen in die bisherige Lehre wurde erschüttert, das
muss ich schon sagen. Zumindest bin ich in Zukunft zurückhaltender, wenn er als
Genie bezeichnet und auf einen goldenen Sockel gestellt wird. Denn vielleicht
war alles ganz anders... <o:p></o:p>