Ein humorvoller und erfrischend realistischer Roadtrip!
Wie der Klappentext bereits verrät, dreht sich dieses Buch um ein Alpaka, welches unverhofft in der Dusche des Protagonisten Nicki auftaucht und in einer mühseligen Reise wieder nach Hause gebracht werden muss. Dies ist jedoch nur der Rahmen für eine ganz andere Geschichte. Nicki ist vor kurzem von seiner Freundin betrogen und verlassen worden und das hat ihn völlig aus der Bahn geworfen. Ihr Vorwurf: Er sei zu langweilig, neunmalklug und unterwürfig. Während der beschwerlichen Reise an der Seite des Alpakas "Nummer 66" versucht Nicki, die Trennung zu verarbeiten. Doch was wäre ein Roadtrip ohne eine wild zusammengewürfelte Reisegruppe? Auf genau so eine stößt Nicki auch sehr bald und schließt sich den Wanderern und Alpaka-Fans an. Zunächst bleibt Nicki reserviert und will eigentlich mit den Leuten gar nichts zu tun haben. Schließlich haben sie nur das selbe Ziel. Doch über mehrere Tage in der bayrischen Wildnis hinweg lernt man sich zwangsläufig besser kennen und Nicki muss sich eingestehen, dass seine Menschenkenntnis furchtbar ist. Jeder der Reisenden hat seine eigene, geheime Geschichte und Motive und Nicki erfährt mit jedem Detail auch mehr über sich. Am Ende erwartet den Leser die ein oder andere schockierende Enthüllung und ein nicht so unerwartetes, jedoch zutiefst befriedigendes Ende. Das Buch ist voller "unvorteilhafter" Charaktere - strahlende Helden sucht man hier vergebens. Tatsächlich scheint Nicki aus einem eher schlechten Umfeld zu kommen, was mich beim Lesen schon ein wenig belastet hat. Doch dies ist die Grundlage für eine Reise zur Selbsterkenntnis. Man erlebt, wie Nicki eine Veränderung durchmacht und durch die Rückschläge und Strapazen, sowie die Erfahrungen auf dieser Reise ein wenig weiser wird. Dies ist jedoch so gekonnt geschrieben, dass man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck hat, einen mahnenden Zeigefinger vor der Nase zu haben. Im Gegenteil, durch Nickis Unbeholfenheit und den Schreibstil gibt es immer wieder etwas zum Lachen oder Schmunzeln. Ganz großes Lob muss ich noch für die Charaktergestaltung aussprechen: Die Personen wirken oft überheblich, gemein, egoistisch, eigennützig oder hämisch, aber niemals unrealistisch! Alle haben ihre verschiedenen Facetten und verborgenen Seiten und die Handlungen der Personen sind am Ende immer nachvollziehbar. Dadurch bekommt die Geschichte ein ungeheures Maß an Realismus und regt zum Nachdenken an. Über Beziehungen und Sozialverhalten. Einziger, kleiner Kritikpunkt liegt bei den Kapiteln mit den Rückblenden. Diese wirken bisweilen etwas langatmig und wären meiner Meinung nach nicht - oder zumindest nicht in diesem Ausmaß - nötig gewesen. Sie treiben die Handlung nicht voran und die Charaktere bekommen auch nicht unbedingt mehr Tiefe in diesen Szenen. Dies hat dem gesamten Lesespaß aber keinen Abbruch getan.Fazit: Es war eine persönliche Bereicherung, dieses Buch lesen zu dürfen! Ich kann dieses Buch jedem nur wärmstens Empfehlen!